E-Health – Chance zur Verbesserung der Versorgung, Chance zur Verbesserung der ärztlichen Vernetzung

Der Hartmannbund Landesverband Baden-Württemberg begrüßt die raschen Entscheidungen der ärztlichen Selbstverwaltung in Baden-Württemberg in Modellprojekten die Fernbehandlung bei Nicht-Bestandspatienten zu ermöglichen. Dies ist ein wichtiges Zeichen der Ärzteschaft, den Einsatz digitaler Techniken mitzugestalten und nach den Bedürfnissen der alltäglichen Behandlungsrealität zu optimieren. Wir müssen als Ärztinnen und Ärzte in der Weiterentwicklung von E-Health die Federführung übernehmen, da nur so die Kernelemente des Arzt-Patientenverhältnisses einfließen werden.

Wir fordern als Verband, das Augenmerk auf die Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten und die Optimierung von Arbeitsprozessen von Ärztinnen und Ärzten zu legen. Weitere Aspekte sind die Verbesserung der Gesundheitsversorgung, Prävention, Forschung und Lehre als auch administrativer Prozesse. Die Einführung von Technologien darf aber nicht primär der Administration dienen.

Bei sich wandelnden Arbeitsabläufen und Arbeitszeitvarianten müssen Modelle entstehen, die eine sichere Informationsbasis über den aktuellen Stand der Diagnostik und Therapie der Patienten garantieren. Noch dominiert zwar der klassische Acht-Stunden-Tag – Schichtmodelle, Job- und Desksharing, Heimarbeit mit digitaler Vernetzung und andere Arbeitsformen entwickeln sich aber rasant. Eine arztgeführte sektorenübergreifende elektronische Fallakte kann hier Übergabeprobleme lösen und eine sichere Vernetzung aller am Behandlungsprozess Beteiligten realisieren. Die Fallakte bietet in enger Abstimmung mit dem Patienten als Inhaber der Datenhoheit die Chance einer besseren da gezielteren Patientenversorgung.

Digitalisierung findet in allen Lebensbereichen statt und macht auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Verschiedene Akteure des Gesundheitswesens fühlen sich von dieser Entwicklung „überrollt“. Die Ärzteschaft ist gefordert, diese Entwicklung als Realität anzuerkennen. Dabei im Wesentlichen Akteur und nicht Reagierender zu sein, ist angesichts des Tempos der Entwicklung neuer technischer Anwendungsmöglichkeiten eine permanente Herausforderung. Greifen wir aus den unzähligen Entwicklungen am Markt die für die Versorgung tragfähigen Lösungen heraus und arbeiten wir mit unserem ärztlichen Wissen und Blickwinkel an deren Zertifizierung mit. Nutzen wir die Chancen speziell für die Versorgung in der geringer besiedelten Fläche.

Besondere Herausforderungen bei der Weiterentwicklung von E-Health sind unter anderem der Ausbau der Datennetze, der Telematik-Infrastruktur, die Implementierung entsprechender Hardware in Klinik und Praxis, die Schaffung höchstmöglicher Datensicherheit sowie die Zertifizierung sogenannter Gesundheits-Apps.

Eine entscheidende Forderung richtet der Hartmannbund hier an Land und Kommunen: Sie müssen als Verantwortliche für die Daseinsvorsorge die Bereitstellung leistungsfähiger, sicherer und zugänglicher Datennetze garantieren. Die Netzstrukturen sind ein Element der heutigen Infrastruktur wie Strom- und Wasserversorgung und Verkehrsanbindung. Die schnelle datensichere Netzanbindung darf nicht von der wirtschaftlichen Rentabilitätsberechnung kommerzieller Anbieter abhängig sein.

Eine weitere entscheidende Grundlage für E-Health ist der Datenschutz, die Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht sowie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die größtmögliche Sicherheit im Umgang mit hochsensiblen persönlichen Daten ist die Basis für das Vertrauen der Patienten in E-Health. Deshalb sind hier alle sinnvollen und technisch machbaren Möglichkeiten des Datenschutzes vorzusehen.