Hartmannbund Brandenburg fordert Not-EBM

Der Hartmannbund in Brandenburg fordert vor dem Hintergrund Corona-bedingter wirtschaftlicher Schwierigkeiten von Vertragsarztpraxen einen Krisen- oder „Not“-EBM mit Aufhebung aller Restriktionen und Inkompatibilitäten. „In der gegenwärtigen Coronakrise drohen nicht nur Krankenhäusern extreme Verluste wegen Nichtinanspruchnahme, sondern auch vielen Vertragsarztpraxen“, machte dessen Vorsitzender, Dr. Hanjo Pohle deutlich. Während Krankenhäuser durch die geltenden Covid-Gesetze relativ abgesichert seien, müssten Vertragsärzte bis zu 10 Prozent Verluste hinnehmen, wenn sich die Szenarien der Minderinanspruchnahme von Vertragsärzten bewahrheiteten. „Sowohl in Fallzahl als auch insbesondere in der Leistungsmenge werden erhebliche Differenzen zum Vorjahres-Quartal entstehen. Und diese sind nicht nur coronaspezifisch, sondern durch die EBM-Reform auch noch hausgemacht. Hier schlägt vor allem die unsägliche Absenkung der Koordinationsgebühr zu Buche“, sagte Pohle.

Der Brandenburger Hartmannbund-Vorsitzende macht deutlich: „Die Versorgung der Patienten in ihrer gesamten Vielfalt ist nicht weniger, wie viele meinen. Nein, sie ist bloß anders, und nicht weniger herausfordernd und zeitraubend“. Dies werde im EBM, der schon in „normalen“ Zeiten als Mangelverwaltungs-EBM gilt, nicht widergespiegelt. Pohle nannte beispielhaft die Budgetierung der 10-minütigen Gesprächsleistungen, die faktisch nur bei jedem zweiten Patienten abrechenbar seien. Diese sinnfreie Regelung werde unter den Stressbedingungen einer Pandemie zusätzlich ad absurdum geführt und gehöre nun wenigstens in diesen Krisenzeiten abgeschafft.

„Da es um die Versorgung und Betreuung unserer Patienten geht, und um die Sicherstellung der Versorgung auch nach der Krise, sollten alle Verantwortlichen dafür Sorge tragen, die Vertragsarztpraxen vor Verlusten zu schützen. Und dies kann nur heißen: 100-prozentige Auszahlungsquote im Vergleichsquartal zum entsprechenden Quartal vor einem Jahr. Alle anderen Ergebnisse in den Verhandlungen wären ein Affront gegenüber allen Vertragsärzten, welche sich teilweise ungeschützt und mit hohem Engagement der Bewältigung der Krise und der Regelversorgung stellen“, sagte Pohle abschließend.