Lesinski-Schiedat: Bürokratie und Gängelung des Gesetzgebers rauben den Ärzten wertvolle Zeit

„Trotz 60 neuer Stellen im Bundesgesundheitsministerium fehlen nach wie vor wirksame Vorschläge für eine wirksame Strukturverbesserung der ärztlichen administrativen Arbeit.“ Darauf hat die Landesvorsitzende des Hartmannbundes in Niedersachsen, Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat, heute in Hannover aufmerksam gemacht. Es sei längst überfällig, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jetzt auch Vorschläge zur Entlastung der ärztlichen Tätigkeit von unnötigen bürokratischen Aufgaben liefere. „Die Dokumentation muss streng auf die Verbesserung der Patientenversorgung ausgerichtet und vor allem auch zeitgemäß sein“, so Lesinski-Schiedat. „Papier und Kugelschreiber sind von vor-vorgestern – heute gehört in jede Kitteltasche ein Tablet zur sachgerechten Datenorganisation.“

Stattdessen raube der Gesetzgeber den Ärzten mit immer neuen bürokratischen Vorgaben und Eingriffen in die Praxisorganisation wertvolle Zeit zur Versorgung der Patientinnen und Patienten. Dabei seien Ärztemangel und eine überdurchschnittliche Arbeitsbelastung auch in Niedersachsen ungelöste Herausforderungen der Gesundheitsversorgung. So binde beispielsweise das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) strukturelle Ressourcen, die den chronisch Kranken verlorengehen, erläuterte Lesinski-Schiedat. Um die Patientenversorgung dennoch in gleicher Qualität aufrechtzuerhalten, verdichte sich die ärztliche Arbeit immer weiter. „Die Anforderungen an die Organisation einer jeden Praxis steigen durch die Eingriffe des Gesetzgebers in die Praxisführung enorm – ohne echten Mehrwert für Patientinnen und Patienten und auch nicht für Ärztinnen und Ärzte“, kritisiert die niedersächsische Hartmannbund-Landesvorsitzende. Ähnliche Zumutungen seien in den Krankenhäusern leider schon lange alltäglich – und nähmen auch hier weiter zu: „Klinikärzte leiden an einer Arbeitsverdichtung, die mit ihrer originären ärztlichen Tätigkeit kaum noch zu tun haben: Fast die Hälfte der Zeit verbringen sie mit dem Ausfüllen von Protokollen oder anderen Dokumentationspflichten“, kritisiert die niedersächsische Landesvorsitzende die Missstände. „Das alles sind keine Aufgaben der ärztlichen Kernkompetenz und alles keine Veränderungen, die die Gesundheitsversorgung besser gemacht haben.“