Alle Jahre wieder: KBV-Vertretung bietet Appeasement statt Performance bei Honorarverhandlungen

Der Vorsitzende des Landesverbandes Thüringen im Hartmannbund und Geraer Augenarzt Dr. Jörg Müller kritisiert die am Freitag gefallene Entscheidung zum Vertragsarzthonorar 2020: „Das Verhandlungsergebnis, eine Steigerung des Orientierungs-Punktwertes um 1,52 Prozent zum 1. Januar 2020, liegt unterhalb der Inflationsrate und auch unterhalb der Steigerung der Grundlohnsumme. So stieg der monatliche Bruttolohn in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 2,2 Prozent pro Jahr, in einzelnen Branchen sogar um 5 Prozent pro Jahr“ äußert sich Müller. Entsprechend stiegen auch die von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und ihren Arbeitgebern an die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abgeführten Beiträge stetig an, da diese sich prozentual am Bruttolohn bemessen. „Doch in der Ärzteschaft kommt von diesen Mehreinnahmen wenig an“, meint der Geraer Augenarzt.

Dabei stiegen die Kosten für die Vertragsärzte kontinuierlich an, beispielweise durch die begrüßenswerte Gehaltserhöhung bei den Medizinischen Fachangestellten oder aufgrund der Folgekosten für die Digitalisierung der Versorgung und der Telematik-Infrastruktur. Dazu kommt das Problem der Budgetierung, wie Müller erläutert: „Bereits jetzt werden in Thüringen über 20 Prozent der erbrachten fachärztlichen Leistungen nicht bezahlt. Es ist blauäugig, zu glauben, dass diese Entwicklung keine Auswirkungen auf die medinische Versorgung haben wird.“

Zudem seien die wiederholt schlechten Verhandlungsergebnisse denkbar ungeeignet, bei der nachfolgenden Ärztegeneration Interesse für eine freiberufliche selbständige Tätigkeit in eigener Praxis zu wecken. Insofern seien die inzwischen in vielen Bereichen spürbaren Versorgungsprobleme auch Folge jahrelanger Misserfolge der KBV-Vertreter am Verhandlungstisch.

„Das jetzige System der Honorierung von Ärzten durch die gesetzlichen Krankenkassen hat keinerlei Leistungsbezug mehr und wirkt sich somit im Verbund mit Pauschalisierung und Budgetierung versorgungs- und leistungsfeindlich aus“, so Müller weiter. „Die überarbeiteten Ärzte werden von der KBV allein gelassen, so handeln keine wirklichen Vertreter. Keine Gewerkschaft würde so etwas ihren Mitgliedern zumuten“.

Besonders ärgerlich sei, dass die Vertragsärzte dieses dysfunktionale System auch noch mit ihren Zahlungen am Laufen halten müssten. Letztlich müsse jeder selbst entscheiden, aber Ehre und Schamgefühl gegenüber den angeblich vertretenen Ärzten, sprächen eigentlich dafür, nach diesem Verhandlungsergebnis über persönliche berufliche Konsequenzen nachzudenken und kompetenteren Vertretern das Feld zu überlassen.