Müller: Noch Nachbesserungen nötig, aber die Richtung stimmt

Nach der gestrigen Debatte im Thüringer Landtag um die Abschaffung der Facharztquote ist der entsprechende Gesetzesentwurf zunächst vom Tisch. Der Antrag wurde zur weiteren Diskussion an den Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung überwiesen.

Der Vorsitzende des Thüringer Hartmannbundes und Geraer Augenarzt Dr. Jörg Müller teilt dazu mit: „Die Ärztinnen und Ärzte im Thüringer Hartmannbund sehen die Quote positiv: sie sichert die medizinische Qualität der Leistungen am Patienten, indem sie vorschreibt, dass es auf jeder Fachabteilung zumindest drei Mediziner aus dem betreffenden Fachgebiet gibt. Und sie dient dem Schutz der Klinikärzte vor einer zu hohen Arbeitsbelastung. Denn eine Unterschreitung der vorgegebenen insgesamt fünfeinhalb ärztlichen Vollzeitstellen auf der Station führt direkt zur Überlastung der verbleibenden Ärzte. Dies gefährdet die Gesundheit der Mediziner und dadurch auch die bedarfsgerechte Versorgung der anvertrauten Patienten.“

Möglicherweise könne man noch bessere Instrumente als die derzeitige Quote entwickeln, wie es gestern in der Plenarsitzung im Thüringer Landtag angeklungen sei. „Aber wir haben im Moment keine besseren und auch die Ergebnisse der ersten Evaluierungen scheinen für die Beibehaltung der Quote zu sprechen und nicht dagegen“, äußert sich Müller. Dies schließe jedoch nicht aus, über Nachbesserungen nachzudenken bezüglich der Allgemeingültigkeit der Vorgaben für alle Fachabteilungen. Müller konkretisiert: „Eine pauschale Quote für alle Fachabteilungen schießt sicher über das Ziel hinaus. Hier könnte ich mir vorstellen, dass bestimmte Fachabteilungen von der Regelung ausgenommen werden – beispielsweise ist der Personalbedarf in Stationen, in denen regelmäßig keine 24-Stunden-Bereitschaftsdienste gefahren werden, in der Regel niedriger.“ Wo dies nicht der Fall sei, müsse gegebenenfalls aus Gründen des Patienten- aber auch des Ärzteschutzes die eine oder andere Station geschlossen werden. „Keinem ist geholfen, wenn er als Patient auf zu wenig und somit überlastete Ärzte mit auch nicht ausreichender Qualifikation trifft – und das auch noch ohne zeitliche Begrenzung.“ Hier sei auch die derzeitige Praxis der Ausnahmeregelungen zu hinterfragen – insbesondere, wenn dauerhaft gegen die Facharztquote verstoßen werden dürfe.

Müller begrüßte abschließend auch die Signale für die Beibehaltung der Facharztquote von Seiten der Krankenkassen. „Ich freue mich, dass wir hier auf einer Linie mit den Kassen sind. Wir sprechen hier mit geeinter Stimme – diese Botschaft wird bei den Patienten sicher nicht unerhört bleiben“, schloss Müller.