In den Augen des Brandenburger Hartmannbundes droht die hausärztliche Entbudgetierung zur Mogelpackung zu verkommen und könnte in der Folge jedwede primärärztliche Versorgung scheitern lassen. „Die Gesundheitspolitik kündigte bekanntermaßen an, dass wenigstens Leistungen im hausärztlichen Bereich ohne Abschläge vergütet werden sollen – und beteuerte in vielen Sonntagsreden, dass dieses Problem hinreichend verstanden wurde. Gleichzeitig forderte die Politik aber Ausgabenneutralität – mithin das Gegenteil einer Entbudgetierung – was in der Praxis heißt: neue Verschiebebahnhöfe innerhalb der Hausärzteschaft. Konkret sieht das Gesetz zudem insbesondere die Entbudgetierung des EBM-Kapitels 3 vor – das heißt, Leistungen wie Sonographie oder psychosomatische Interventionen unterliegen weiter den Budgetgrenzen. Die absehbare Folge sind Stützungsprozesse im hausärztlichen Bereich, um existenzbedrohende Einnahmeverluste zu vermeiden. Getoppt wird diese Entwicklung nur noch durch den Beschluss des Bewertungsausschusses zur Neuregelung der Vorhaltepauschale ab 2026 und den darin enthaltenen zehn Kriterien, von denen acht erfüllt werden müssen, um den vollen Zuschlag zu erhalten“, teilt der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes Dr. Hanjo Pohle mit.
„Wer glaubt, dass wir mit solchen unabgestimmt wirkenden Regelungen ein funktionierendes Primärarztsystem zum Laufen bekommen, ist offenbar mit dem Klammerbeutel gepudert. Nur eine Frage von vielen, die sich hier stellen: wie soll denn die Grundidee der primärärztlichen Versorgung – mehr Effizienz durch bessere Koordination – funktionieren, wenn das Überweisungsverhalten von der Allgemeinmedizin zum gebietsärztlichen Sektor sogar noch künstlich befördert wird? Dies ist aktuell ganz konkret der Fall, wenn bestehende hausärztliche diagnostische Methoden wie die Sonographie nicht mehr voll vergütet und dadurch begrenzt werden. Wir erleben also faktisch, wie die Bestrebungen einer primärärztlichen Versorgung konterkariert werden“, ergänzt der Rathenower Allgemeinmediziner.
„Man kann nur hoffen, dass am Ende die Vernunft siegt. Ohne angemessene und volle Honorierung jeder ärztlichen Leistung droht der Frust und schlimmstenfalls die Abwanderung der verbleibenden Ärztinnen und Ärzte – und dadurch letztlich das Scheitern jeder Reform des Systems. Wenn am Ende diejenigen fehlen, die es machen sollen, wird jede Veränderung zur Luftnummer“, teilt Pohle abschließend mit.