Der Hartmannbund Landesverband Brandenburg mahnt zum Start der neuen schwarz-roten Koalition und auch der neuen Spitze im Bundesgesundheitsministerium eine neue Herangehensweise im Gesundheitswesen an.
„Jahrzehntelang wurde ständig an Stellschrauben eines an Komplexität nicht zu übertreffenden Systems gedreht und dies mit immer unbefriedigenderen Ergebnissen. Ursache dieser Entwicklung ist das Unvermögen der Politik, relevante Ziele der Gesundheitsversorgung zu benennen. Geht es primär um die Erhöhung der Lebenserwartung der Bevölkerung oder geht es um Effizienz und Effektivität des Systems und das um jeden Preis? Geht es um die Schaffung einer Versorgung, die Empathie, Zuwendung und damit viel mehr Zeit für die Patienten benötigt? Und wissen Gesundheitsexperten und politisch Verantwortliche eigentlich, welche Versorgung unsere Patienten wollen, und wenn ja: ist dieses Wissen dann auch handlungsleitend?“, fragt Dr. Hanjo Pohle, Vorsitzender des Hartmannbund Landesverbandes Brandenburg.
Tatsache sei, dass Patientinnen und Patienten nach letzten Umfragen das Gesundheitssystem zunehmend kritischer sehen. Dies läge hauptsächlich daran, dass ihnen klar werde, wie wenig Zeit die in der Gesundheitsversorgung Tätigen wirklich in Zuwendung und die sogenannte sprechende Medizin investieren können, da letztere maximal ausgelastet seien und zeitintensive Betreuung zudem weder ambulant noch stationär angemessen vergütet werde.
„Ist es darüber hinaus angemessen, das Finanzierungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung weiterhin an sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu binden, obwohl in den nächsten Jahren ein steter Rückgang der Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Personen erwartet wird? Unser gegenwärtiges Sozialversicherungssystem ist an Wachstum gebunden und wenn dieses ausbleibt und das auf längere Zeit, stellt sich die Frage, ob die GKV sich weiterhin in einem großen Ausmaß versicherungsfremde Leistungen wie die kostenlose Behandlung von Familienangehörigen und Kindern und vieles anderes leisten kann. Anzeichen dafür, dass unser System zunehmend an seine Grenzen gerät, zeigen sich allerorten – ein Festhalten am Status Quo bei ausbleibenden Reformen hieße, den Kollaps des Gesundheitssystems zu riskieren“, führt der Rathenower Allgemeinmediziner weiter aus.
„Wir erwarten von der neuen Gesundheitsministerin und der neuen Regierung daher nicht nur kosmetische Korrekturen, sondern tiefgreifende strukturelle Reformen, um unsere Gesundheitsversorgung für die nächsten Jahrzehnte verlässlich zu gestalten: Für PatientInnen und MitarbeiterInnen des Gesundheitswesens“, ergänzt die 1. Stellvertretende Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Antonia Stahl.
Auf all diese Fragen erwarten der Brandenburger Hartmannbund und seine Mitglieder sowohl aus dem stationären als auch aus dem ambulanten Versorgungsbereich eine zeitnahe kompetente Antwort von der nun in der Verantwortung stehenden Gesundheitsministerin, Frau Nina Warken und wünschen ihr hier hierzu Mut, Sachverstand für kluge Entscheidungen und eine glückliche Hand.