Angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa fordert der Hartmannbund eine deutliche Stärkung des militärischen und zivilen Katastrophenschutzes in Deutschland. Die geopolitischen Entwicklungen der letzten Monate machten deutlich, dass unser Gesundheitssystem besser auf Krisen- und Katastrophenfälle vorbereitet werden müsse. „Wir müssen im Gesundheitswesen eine resiliente Krisenversorgung schnell aufbauen und nachhaltig sicherstellen“, erklärt Volker Harth, Vorsitzender des Arbeitskreises Gesundheitsdienste im Hartmannbund.
Der Ärzteverband sieht dringenden Handlungsbedarf in mehreren Bereichen. So müssten die medizinischen Notfallkapazitäten erheblich gestärkt werden. Krankenhäuser und Rettungsdienste benötigten hierzu sowohl ausreichend Personal als auch materielle Ressourcen, um in Krisenzeiten schnell und effektiv handeln zu können. Besonders im zivilen Bereich müsse die Fähigkeit zur schnellen medizinischen Versorgung im Krisenfall im Inland ausgebaut werden. „In enger zivil-militärischer Kooperation müssen wir die Gesundheitsversorgung nicht nur im Frieden, sondern insbesondere auch in Krise und Krieg garantieren. Den nationalen Katastrophenschutz müssen wir dazu jetzt krisenfest und resilient aufstellen. Im Krisenfall werden wir uns nicht auf militärische Kräfte stützen können“, ergänzt Klaus Rinkel, Hartmannbund-Landesvorsitzender aus Baden-Württemberg und ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises. „Hierzu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Akteuren notwendig. Regelmäßige gemeinsame Übungen und ein klar definiertes Krisenmanagementsystem sind essenziell, um die Einsatzkoordination im Notfall zu gewährleisten“, so Rinkel weiter. Unverzichtbar sei darüber hinaus eine zuverlässige Erfassung der für Gesundheitsversorgung und Katastrophenschutz zur Verfügung stehenden Kräfte und Mittel, um Mehrfacheinplanungen zu verhindern.
Vor diesem Hintergrund begrüßt der Hartmannbund ausdrücklich die Bestrebungen zur Einführung eines Gesundheitssicherstellungsgesetzes. Dieses Gesetz soll die Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens auch in Krisenzeiten gewährleisten und eine koordinierte Nutzung von Ressourcen ermöglichen. „Das Gesundheitssicherstellungsgesetz kann ein entscheidender Baustein sein, um die Resilienz unseres Gesundheitssystems zu erhöhen. Es muss jedoch praxisnah ausgestaltet und zügig umgesetzt werden, damit es im Ernstfall seine Wirkung entfalten kann“, betont Harth.
Des Weiteren müsse neben der Überprüfung und Verbesserung von Liefer- und Versorgungsketten die Lagerhaltung von Medikamenten und medizinischem Material ausgebaut werden, um eine strategische Reserve für Notfälle zu sichern. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die verstärkte Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Katastrophenschutz, insbesondere in der Zusammenarbeit mit militärischen Strukturen. Nur gut geschultes Personal könne in Krisensituationen effizient und sicher handeln.
Der Katastrophenschutz müsse als integraler Bestandteil der nationalen Sicherheitsstrategie begriffen werden, mahnt Harth. „Die Zeit drängt. Was wir jetzt nicht vorbereiten, werden wir im Ernstfall schmerzlich vermissen!“