Der Hartmannbund Baden-Württemberg begrüßt die Zielrichtung des Gesetzes ausdrücklich, weist zugleich aber auf notwendige Korrekturen hin, um eine nachhaltige und integrierte Präventionsstruktur zu schaffen.
Im Rahmen der öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Integration des Landtags Baden[1]Württemberg zum Gesetzentwurf „Gemeindeschwester plus“ (Drucksache 17/8668) betonte Klaus Rinkel, Landesvorsitzender des Hartmannbundes Baden-Württemberg, in seiner Stellungnahme, dass präventive Hausbesuche und aufsuchende Kontaktaufnahme einen wichtigen Beitrag leisten können, um Einsamkeit im Alter zu reduzieren, Selbstständigkeit zu stärken und Pflegebedürftigkeit hinauszuschieben. Entscheidend sei jedoch die Einbindung in das bestehende Versorgungssystem: „Damit das Konzept wirklich wirkt, muss es in die hausärztliche Versorgung integriert werden – nicht als isoliertes Landesprojekt, sondern als Bestandteil einer multiprofessionellen Präventionsstrategie.“
Der Hartmannbund warnt in diesem Zusammenhang vor pflegerisch isolierten Parallelstrukturen, wie sie der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Form vorsieht. Die vorgesehene Altersgrenze ab 80 Jahren sei zu hoch, und die ausschließliche Bindung an Pflegefachkräfte angesichts des Fachkräftemangels nicht zukunftsfähig. Prävention müsse früher ansetzen und im engen Schulterschluss zwischen Ärzteschaft, Pflege und kommunalen Akteuren erfolgen.
Rinkel weiter: „Eine kommunal finanzierte, pflegerisch isolierte Struktur ist gut gemeint, aber nicht zukunftsfest. Wir brauchen gemeinsame Strukturen – ärztlich, pflegerisch und sozial – mit klarer Qualitätssicherung und transparenter Finanzierung.“
MFA als Schlüsselfunktion in der Prävention: Der Hartmannbund hebt hervor, dass bereits heute in den Hausarztpraxen qualifizierte nichtärztliche Fachkräfte tätig sind – insbesondere Medizinische Fachangestellte (MFA) mit Zusatzqualifikationen als VERAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) oder NäPA (Nichtärztliche Praxisassistentin). Diese Fachkräfte führen Hausbesuche durch, erkennen Risikofaktoren, beraten zu Prävention und Gesundheit und sind in der Lage, die Schnittstelle zwischen ärztlicher Versorgung, Pflege und Kommune kompetent zu besetzen.
„Die MFA mit VERAH- oder NäPA-Qualifikation sind bereits Teil eines funktionierenden Systems“, so Rinkel. „Sie verfügen über das Vertrauen der Patientinnen und Patienten und sind eng in die hausärztliche Versorgung eingebunden. Dieses Potenzial sollte genutzt und nicht durch neue, parallele Berufsrollen verdrängt werden.“
Der Hartmannbund spricht sich daher dafür aus, präventive Hausbesuche und kommunale Gesundheitsangebote über diese bestehenden Strukturen zu koordinieren und deren Finanzierung sowie Qualifikationsprofile gezielt auszubauen. Damit könne Prävention flächendeckend, effizient und qualitätsgesichert erfolgen.
Kernforderungen des Hartmannbundes:
Der Verband sieht in Baden-Württemberg die Chance, aus den Erfahrungen anderer Bundesländer zu lernen und ein integriertes, qualitätsgesichertes Präventionsmodell zu etablieren, das die vorhandenen hausärztlichen und pflegerischen Ressourcen optimal nutzt. „Es reicht nicht, neue Stellen zu schaffen – entscheidend ist ihre Vernetzung und Wirksamkeit“, so Rinkel abschließend. „Unser Ziel ist klar: ältere Menschen frühzeitig erreichen und ihre Selbstständigkeit stärken – durch Integration, Qualität und Zusammenarbeit.“