Der Vorstand des LV RLP des Hartmannbundes unterstützt den offenen Brief zahlreicher ärztlicher Verbände und des Hartmannbundes an Gesundheitsministerin Nina Warken zur geplanten Apothekenreform des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), die auf die Lösung von Medikamentenengpässen und dem Apothekensterben abzielt, sieht jedoch noch Ergänzungsbedarf.
Der Vorsitzende des Landesverbandes, Dr. Christian Schamberg-Bahadori, hält die geplante Ausweitung, nach der Apotheken verschreibungspflichtige Arzneimittel eigenständig verordnen und direkt abgeben dürfen, für einen grundlegend falschen Lösungsansatz: „Ein weiteres Aufweichen der Kompetenzen zwischen Apothekerschaft und Ärzteschaft verschärft die Krise und löst sie nicht!“
Für den Vorstand ist klar, dass die Pläne in keiner Weise geeignet sind, das Problem der Medikamentenknappheit zu lösen. „Statt einer solchen Symbolpolitik, die unter dem Prisma niedrigschwelliger Zugänglichkeit zum Wohle der Patienten, schnelle Erfolge verspricht, sollte das BMG vielmehr seiner Aufgabe gerecht werden, die Rahmenbedingen endlich grundlegend zu sortieren“, so Schamberg-Bahadori. Demografisch wie krankheitslastbedingt wird der Bedarf an Medikamenten weiter steigen, das Problem der Lieferketten bleibt bestehen. Es wird Zeit, darüber nachzudenken, wie die Produktion der Medikamente nach Europa zeitnah zurückgeholt werden kann. Denn wer auf dem internationalen Markt kauft, wird wohl auch schwankende internationale Preise, wie übrigens bei anderen Produkten auch, zahlen müssen.
Da große Pharmaanbieter wie AstraZeneca geplante Forschungsstandorte (Großbritannien) aktuell pausiert und die Investments in den USA ausbaut, scheint es umso wichtiger zu sein, die Ursachen zu ergründen, um nicht auch noch die europäische Pharmaforschung nach Übersee abwandern zu lassen. Dies bedeutet, dass politisch und im Wesentlichen politisch motivierte und sozialwirtschaftliche Wunschpreise und damit Kosten nicht der alleinige Maßstab sein können. Diese Vorgehensweise (Sicherung der Forschung und Produktion an pharmazeutischen Produkten) sichert eine nachhaltige Versorgung der Bevölkerung mit notwendigen Arzneimitteln, das Vorgehen muss dabei nationale wie europäische Ansätze verschränken. Vor diesem Hintergrund stellt die Ausdehnung der Verordnungsberechtigten auf weitere Berufsgruppen keine Lösung der Medikamentenknappheit dar, sie ist vielmehr hervorragend geeignet, diese zu verschärfen.
Der Landesverband ist sich einig: „Wer etwas gegen das Apothekensterben tun will, sollte beim Bürokratieabbau ansetzen und vermeiden, eine ohnehin schon angespannte Situation noch weiter zu verschärfen — etwa durch eine Ausweitung der Tätigkeit bei unklarer haftungsrechtlicher Situation.“ So sollten zum Beispiel die Vertragspartner von Rabattverträgen dafür verantwortlich sein, dass die Apotheken mit ausreichenden Medikamenten versorgt werden. Die Nachweispflicht über diese Versorgung obliegt dann den Vertragspartnern, nicht den Apotheken Eine weitere Maßnahme wäre, die Informationen zu Engpässen den Verordnungsberechtigten zur Verfügung zu stellen, sodass diese sie bei Bedarf berücksichtigen können. „Es liegen etliche Vorschläge auf dem Tableau, die weitaus zielgerichteter und vor allem effektiver wären, um die Kernprobleme — Medikamentenversorgung und Apothekensterben — zu adressieren. Da das BMG jedoch die weitere Aufweichung originärer Kompetenzbereiche der Ärzteschaft vorantreibt, zeigt dies nicht nur, wie sehr politische Machbarkeit über medizinische Notwendigkeit gestellt wird, sondern auch, dass grundlegende Unterschiede in Studien- und Ausbildungsinhalten ignoriert bzw. negiert werden“, so Schamberg-Bahadori abschließend.