In den letzten Monaten wurden in Berlin Beschlüsse gefasst, welche bei den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) zu einer Kostenexplosion führen. Mit ursächlich sind auch die in den nächsten Jahren zu stemmenden 25 Milliarden Euro, die alleine von den Kassen in die Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft fließen sollen. Dies führte bereits jetzt zu deutlichen Beitragssteigerungen für Versicherte und Arbeitgeber.
„Eine umfassende Reform der gesetzlichen Krankenkassen mit der Zielsetzung, die Anzahl der Kassen zu reduzieren, KI zu nutzen und sich auf Kernaufgaben zu konzentrieren, könnte erhebliche Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe und Effizienzgewinne bewirken. Doch werden die möglichen Einsparpotentiale besonders bei den gesetzlichen Krankenkassen eigentlich (noch) nicht ausreichend genutzt“, meint Michael Langholz, Landesvorsitzender des Hartmannbundes Bremen.
Der Facharzt für Augenheilkunde führt weiter aus: „Ein Ansatz wäre eine weitere, deutliche Reduktion der Anzahl der Krankenkassen. Deutschland verfügt derzeit über mehr als 90 gesetzliche Krankenkassen. Die Fusion von Krankenkassen könnte erhebliche Einsparungen durch Effizienzsteigerung ermöglichen. Deutlich weniger gesetzliche Krankenkassen bedeuten eine zentralisierte Organisation, vereinfachte Verwaltungsstrukturen und niedrigere Kosten für Geschäftsstellen und IT-Systeme. Dadurch wäre auch eine Abschaffung des Risikostrukturausgleichs (RSA) möglich, bei dem sich die GKV je nach Morbidität Gelder hin und her schieben. Historisch gewachsen und ein wahres Bürokratiemonster. Alleine hier könnten Ausgleichszahlungen zwischen den Kassen entfallen, was Kosten und Verwaltungsaufwand deutlich senkt. Studien schätzen, dass durch eine Verringerung der Anzahl der Krankenkassen Einsparungen in Milliardenhöhe erzielt werden könnten.“
Die Personalstruktur der Krankenkassen bietet in den Augen des Mediziners weiteres Einsparpotenzial. Die Möglichkeiten wie Automatisierung durch künstliche Intelligenz (KI) würden noch nicht ausreichend genutzt. Mitarbeiter könnten entlastet und sinnvoller eingesetzt werden. Aufgaben wie Schadensbearbeitung, Abrechnungskontrollen und Kundenservice könnten durch KI-gestützte Systeme effizienter abgewickelt werden, wodurch weniger Personal benötigt würde. Durch die Digitalisierung und Automatisierung könnten administrative Tätigkeiten wie Datenmanagement und Standardabrechnungen reduziert werden. Mitarbeiterkapazitäten könnten auf strategisch wichtige Kernaufgaben konzentriert werden.
Dies könnte den Personalaufwand schrittweise verringern, ohne die Qualität der Dienstleistungen zu beeinträchtigen. Die Vermeidung von Doppelstrukturen durch die Fusion von Kassen würde Langholz zufolge weiter zu einer deutlichen Verschlankung der Verwaltung führen. Eine „zentrale Verwaltung“ mit einheitlichen IT-Systemen, gemeinsamen Service-Centern und überregionale Kompetenzzentren könnten dazu geschaffen werden.
„Die Verwaltungskosten der GKV machen etwa 5-6 % der Ausgaben der Krankenkassen aus. Reduktionen in diesem Bereich könnten mehrere Milliarden Euro jährlich einsparen. Wo aber bleibt die umfassende Reform der gesetzlichen Krankenkassen? Die Anzahl der Kassen weiter zu reduzieren, KI zu nutzen und sich auf Kernaufgaben zu konzentrieren? Dies würde erhebliche Kosteneinsparungen und Effizienzgewinne bewirken, wäre relativ zeitnah anzugehen und könnte die Beitragszahler und Arbeitgeber zügig entlasten.
Alles unter der Vorgabe, die Versorgungsqualität der Versicherten zu erhalten, einer zügigen Umsetzung, bei gesellschaftlicher Akzeptanz“, schließt Langholz.