„Die von Sozialminister Dr. Philippi geäußerte Kritik, dass privat Versicherte gegenüber gesetzlich Versicherten bei der Vergabe von Arztterminen bevorzugt werden, entbehrt einer belastbaren Grundlage. Die vorgeschlagene Kontingentierung von Terminen ist längst gängige Praxis – und dabei stehen gesetzlich Versicherten in der Regel mehr Termine zur Verfügung als privat Versicherten“, erklärt die Vorsitzende des Hartmannbundes in Niedersachsen, Prof. Anke Lesinski-Schiedat.
„Wichtig ist, dass wir eine verantwortungsvolle Patientensteuerung innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung fördern, ohne dabei die beiden Versicherungsformen gegeneinander auszuspielen“, führt die Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde weiter aus. Eine effektive Steuerung der medizinischen Versorgung könne dazu beitragen, Ressourcen im Gesundheitssystem besser zu nutzen und Überlastungen zu vermeiden – unabhängig von der Art der Krankenversicherung. „Das Ziel muss ein ausgewogener Zugang zu medizinischen Leistungen für alle Versicherten sein.“
Konkrete Maßnahmen könnten in einer stärkeren Unterstützung der Patientinnen und Patienten bei der Entscheidung über medizinisch notwendige Behandlungen liegen. „Es geht nicht darum, Zugänge zu beschränken, sondern darum, Patientinnen und Patienten zu befähigen, fundierte Entscheidungen zu treffen“, so die Medizinerin weiter. Denkbar seien auch Regelungen wie das Überdenken von Quartalsbezügen oder Anreize für eine bewusste Nutzung der ärztlichen Versorgung.
„Unser gemeinsames Ziel sollte sein, das Gesundheitssystem langfristig stabil und gerecht zu gestalten“, betont Lesinski-Schiedat abschließend. „Eine sachliche und lösungsorientierte Debatte ist der richtige Weg – und dabei darf kein künstlicher Konflikt zwischen gesetzlich und privat Versicherten erzeugt werden.“