Lipp fordert Etablierung einer suffizienten Zivilverteidigungsstruktur

Der Hartmannbund Landesverband Sachsen fordert die Bundes- und die Landesregierungen auf, umgehend für die Krisenfestigkeit der Bundesrepublik Deutschland und der Länder bezüglich Verteidigungsfähigkeit, den Umgang mit Naturkatastrophen und den Folgen von Terror zu sorgen. „Vor dem Hintergrund von Terrorismus und hybrider Kriegsführung bei gleichzeitig beschränkten militärischen Fähigkeiten sind angemessene Vorbereitungen zur Bewältigung möglicher Sonderlagen zu treffen. Dies betrifft sowohl planerische, organisatorische, personelle als auch materielle Aspekte, einschließlich der regelmäßigen Beübung und Fortschreibung dieser Ressourcen. Auch eine ausreichende Finanzierung aller zur Bewältigung von Sonderlagen relevanten Regel-Versorgungsbereiche ist zwingend sicherzustellen und in den Haushalten einzuplanen“, fordert der Vorsitzende des Sächsischen Hartmannbundes Dr. med. Thomas Lipp.

Die Zeit dränge, denn das deutsche Gesundheitswesen und die Gesellschaft allgemein besäßen aus Sicht von Lipp bisher keine ausreichende Resilienz für solche Sonderlagen. „Nicht zuletzt die Coronapandemie – die weit von einem ernsten Krisenfall oder gar einem Spannungs- oder Kriegsfall entfernt war – brachte unser Gesundheitssystem an den Rand der Belastung und offenbarte schonungslos massive Defizite der personellen Durchhaltefähigkeit, der situationsgerechten agilen Führung und Leistungssteuerung sowie der materiellen Versorgung – insbesondere mit essentiellen Medikamenten, Energie, Hilfsmittel, Schutzkleidung und Medizinprodukten. Diese Defizite zeigen sich in der Notfall- ebenso wie in der Regelversorgung – und Abhilfe ist bis heute nicht geschaffen“, konstatiert der Leipziger Allgemeinmediziner weiter.

Um die Krisenfestigkeit unter anderem des Gesundheitssektors zu erhöhen, sollten gleichsam alle Bevölkerungsgruppen einbezogen werden im Sinne der Erhöhung der Zivilverteidigungskapazitäten. „Wir müssen auf breitester Ebene die Bevölkerung mit den Grundlagen von Verhalten in Krisensituationen trainieren – krisenhafte Situationen wie ein Massenanfall an Verletzten können nicht nur den etablierten Strukturen des Gesundheitswesens und Zivilschutzes überlassen werden. Dazu gehören das Verhalten im Katastrophenfall sowie grundlegende Kenntnis der Befehls- und Verantwortungsstrukturen im Ernstfall. Nur so können wir in Krisensituationen schnell und effektiv auf breiter Basis bis in die kleinsten Strukturen der Gesellschaft handlungsfähig bleiben. Dabei kann man sich inhaltlich wie organisatorisch an bewährten und zielführenden Abläufen und Strukturen wie etwa Übungen der Bundeswehr, der NATO oder auch der Zivilverteidigungsübungen in Israel oder der DDR orientieren“, äußert sich der Sächsische Hartmannbund-Vorsitzende.

Ein geeigneter Ansatz könnte die bereits bestehende, vom Bund geförderte Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH) sein, die konsequenter zur Anwendung gebracht werde. Ziel dieser Ausbildung sei es, die Resilienz und praktischen Fähigkeiten der Bevölkerung zur Selbst- und Fremdhilfe im Zivilschutzfall und in außergewöhnlichen Notlagen bis zum Eintreffen professioneller Hilfskräfte zu steigern und sie zu deren weiteren Unterstützung zu befähigen. „Vor allem die Handlungs- und Entscheidungsstrukturen, wer für was wann anzusprechen ist, müssen mit Präzision trainiert werden“, so Lipp abschließend.