Wie werden künstliche Intelligenz und andere Technologien das Gesundheitswesen, seine Strukturen und die Rolle der darin tätigen Akteure verändern. Welches Regelwerk, welche Leitplanken braucht es für die Entwicklung und die Umsetzung eines attraktiven, zukunftsfähigen digitalen Gesundheitssystems? Mit diesen Fragen wird sich der Hartmannbund in den nächsten Monaten intensiv auseinandersetzen. „Dabei gilt es, bei aller berechtigen Faszination für die medizinischen und technischen Möglichkeiten von KI, die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte im Auge zu behalten“, sagte der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt am Rande einer Hartmannbund-Veranstaltung, in deren Mittelpunkt die Zukunft einer digital transformierten Gesundheitsversorgung stand.
Ausgangspunkt für den vom Hartmannbund begonnenen Diskussionsprozess ist ein von Hartmannbund-Vorstandsmitglied und Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Theodor Uden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Hirsch, Leiter des Instituts für Künstliche Intelligenz in der Medizin an der Uni Marburg, erarbeitetes Thesenpapier.
„Technologische Innovationen und die Anwendung künstlicher Intelligenz verändern schon jetzt grundlegende Strukturen der Gesundheitsversorgung und müssen von Ärztinnen und Ärzten aktiv mitgestaltet werden“, beschreibt Dr. Uden eine der zentralen Herausforderungen. „Ziel unserer Initiative ist es, eine Debatte über ein zukunftsfähiges, und zugleich menschliches und Ethos bewahrendes Gesundheitswesen im Kontext digitaler Innovationen zu führen.“
Prof. Hirsch hob insbesondere die Bedeutung der Menschlichkeit in der Arzt-Patienten-Beziehung hervor. „Für KI-Systeme, die der Ärzteschaft zur Hand gehen, müssen dieselben ethischen Standards und Werterahmen gelten, wie für die Ärztinnen und Ärzte selbst“, so der Wissenschaftler. Dies sei vor allem eine Herausforderung für jene, die Künstliche Intelligenz schufen und programmierten.
Reinhardt, Uden und Hirsch stellen übereinstimmend fest, dass digitale Technologien einen zunehmend großen Mehrwert für die Patientenversorgung bringen werden. Das Potenzial erstrecke sich dabei auf fast alle Bereiche und Strukturen des Gesundheitswesens, wie zum Beispiel die Prävention, die häusliche Selbstversorgung, komplexe klinische Entscheidungsfindungen oder die Gestaltung von Erstkontakten von Patienten mit dem Gesundheitswesen. In diesem Kontext werde sich der Verantwortungsbereich für Ärztinnen und Ärzte verändern und erweitern müssen. Elemente, die aus gutem Grund seit langer Zeit das ärztliche Handeln prägen, wie zum Beispiel die umfassende Übernahme von Verantwortung, Verlässlichkeit und Menschlichkeit müssten im Kontext revolutionärer Technologien bei der Einführung neuer Versorgungselemente mitgedacht werden und als Kernelemente in der Gesundheitsversorgung bewahrt werden.