Der Hartmannbund Landesverband Bayern hat voller Verärgerung das nun an die Öffentlichkeit gelangte Verhandlungsangebot der Krankenkassen im Rahmen der Orientierungswertverhandlungen für 2025 zur Kenntnis genommen. „Dass der Vorschlag der KBV mit 6,7 % wissentlich an den ökonomischen Belastungsrealitäten der Praxen vorbeigeht, indem Inflation, gestiegene Personal-, Investitions- und Betriebskosten nicht ausreichend Berücksichtigung finden, ist schon ein Affront. Dass aber die Krankenkassen mit 1,6% in die Verhandlungen gehen, ist eine offenkundige Verachtung des ambulanten Sektors und aus ethischer und finanzieller Hinsicht schlicht ein ehrenrühriges Verhalten“, so Wolfgang Gradel, Landesvorsitzender des Hartmannbundes Bayern.
Die Hartmannbundposition ist hier klar: Statt der retrospektiven Betrachtung müsse endlich ein dynamisches Berechnungsmodell verankert werden, das erwartete Kostenentwicklungen und außerordentliche Belastungen berücksichtige, so wie es auch im stationären Bereich bereits Usus ist. Das jetzige Verhandlungsangebot ist daher nicht nur eine Unverschämtheit, sondern auch schlicht kurzsichtig und irrational. „Die Kassen sägen damit an ihrem eigenen Ast, wohlwissentlich, dass der stationäre Sektor trotz geringerer Behandlungsfälle weitaus kostenintensiver ist. Welchen Gewinn hat man also davon, die kostenschonendere Variante zunehmend aushungern zu lassen und das Auseinanderdriften der Finanzierungskluft zwischen dem ambulanten und stationären Bereich weiter zu beschleunigen?“, fragt sich der Landesvorsitzende.
Für Gradel und den Landesverband sind die Folgen derartiger Handlungen offenkundig: „Solche Provokationen motivieren weder ältere Kolleginnen und Kollegen länger zu arbeiten, noch gewinnt man damit junge Kolleginnen und Kollegen, geschweige denn begeistert sie überhaupt für die Option Niederlassung: ein weiterer Sargnagel also für den ambulanten Sektor.“ In letzter Konsequenz gefährden diese Agitationen vor allem die Versorgungssicherheit, wenn Praxen geschlossen werden müssen, oder treffen direkt den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten, wenn die Wartezimmer zukünftig im Sommer aus Energiespargründen weder klimatisiert werden können, bzw. im Winter nicht ausreichend beheizt werden.
„Vielleicht sollte jeder Kassenpatient mal darüber nachdenken, wieviel er seiner Krankenkasse eigentlich abseits exotischer Bonisysteme wie Bauchtanz, Kochkursen und therapeutischem Fahrradservice eigentlich wert ist. Das mag für den Einzelnen witzig sein, die Mehrheit der Versicherten wünscht sich jedoch eine gute haus- und fachärztliche Versorgung. Das können wir als Ärztinnen und Ärzte nur garantieren, wenn dafür auch die finanzielle und ethische Honorierung als Grundlage gegeben ist.“