Attraktivitätssteigerung des ÖGD und verpflichtende Umsetzung des sog. Bund-Länderpaktes für den ÖGD

Der Hartmannbund Landesverband Bayern erkennt in dem sog. Bund-Länderpakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst vom Sommer 2020 viele richtige und richtungsweisende Impulse. Allerdings sollten diese auch konsequent und kraftvoll umgesetzt werden.

Aus Sicht des Hartmannbunds ist der im genannten Pakt aufgeführte Punkt 3. ‚Steigerung der Attraktivität des ÖGD‘ von größter Bedeutung. Darin heißt es im letzten Absatz: „Zur Stärkung der wissenschaftlichen Grundlage des Öffentlichen Gesundheitsdienstes fördert der Bund Forschungsprogramme. Um die universitäre Verankerung und somit Lehre und Forschung auf dem Gebiet des Öffentlichen Gesundheitswesens auszubauen, werden Bund und Länder prüfen, inwieweit strukturelle Maßnahmen, wie die Einrichtung von Stiftungsprofessuren, gefördert werden können.“ Hier fordert der Hartmannbund mehr Nachdruck und eine verbindliche Umsetzung.

Begründung:

Ein alleiniger schwacher und unverbindlicher Prüfauftrag an Bund und Länder ist der Bedeutung dieses zentralen Punktes für ein Fachgebiet, welches als einziges Fachgebiet des medizinischen Fächerkanons über keine eigenen Lehrstühle an den medizinischen Fakultäten verfügt, nicht angemessen. Der Hartmannbund schickt ein klares Signal und eine Aufforderung an die politischen Gremien, hier eine Umsetzung in allen Bundesländern verpflichtend vorzusehen und dafür auf die bewährten und teilweise bereits kompetenztragenden Strukturen der Akademien und Landesämter in Verbindung mit Forschungs- und Lehr-Gesundheitsämter aufzusetzen. Für Bayern sollten mindestens je einen Lehrstuhl für den ÖGD in Nordbayern und Südbayern eingerichtet werden und mit angemessenen akademischen Stellen auf Zeit für interessierte Ärztinnen und Ärzte des ÖGD ausgestattet werden. Die dafür erforderlichen Ressourcen sollten aus dem Pakt für den ÖGD verbindlich bereitgestellt werden und in einer Brückenfunktion zum Gesundheitsressort an den Universitäten angesiedelt werden. Nur so ist die dringend erforderliche Stärkung „an Haupt und Gliedern“ des ÖGD möglich, welche auch die akademische Unabhängigkeit zur kritischen Diskussion umfasst.

Es steht einer modernen Wissensgesellschaft gut an, für das zentrale Fachgebiet der Gesundheit der Bevölkerung die erforderlichen Ressourcen in Forschung und Lehre bereitzustellen. Ein Pakt für den ÖGD ohne eine strukturierte und verbindliche Behebung dieser Schwachstelle in der akademischen Verankerung des ÖGD bleibt Stückwerk und wird die in ihn gesetzten Hoffnungen absehbar verfehlen. Bayern ist mit seinen universitären Strukturen in Medizin und Public Health sowie mit seiner eigenen Akademie für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit besonders geeignet, hier beispielgebend auch für andere Bundesländer nach vorne zu gehen.

18. September