Delegiertenversammlung fordert Stärkung der Patientenkompetenz

  1. Wir unterstützen den Beschlussantrag des Deutschen Ärztetags, wonach die Bundesländer unter Einbezug des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ein Konzept zur Stärkung des Gesundheitsbewusstseins und Gesundheitswissens von Kindergartenkindern, Schülerinnen und Schülern entwickeln und zu implementieren sollen.

 

  1. Wir fordern das Bundesgesundheitsministerium auf, die ordnungspolitischen Voraussetzungen zu schaffen, damit die ärztliche Beratung zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten auch vergütet wird.

 

  1. Wir fordern das Bundesgesundheitsministerium auf, eine Kampagne zu folgenden Themen zu lancieren: Selbsthilfe bei leichten Erkrankungen, Prävention (Ernährung, Bewegung) sowie Information, welche Einrichtungen in welchen Fällen die richtige Anlaufstelle sind – d.h. in Notfällen der Notruf und in allen anderen Fällen Haus- und Kinderärzte!

 

Begründung:

Maximal sieben Prozent der Deutschen Bürgerinnen und Bürger verfügen über eine exzellente Gesundheitskompetenz, über 50 Prozent dagegen nur über eine prekäre bzw. problematische Kompetenz in Gesundheitsfragen. Unser Land befindet sich damit im unteren Drittel der OECD-Länder, was die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung betrifft. Diese andauernde und sich weiter verschärfende Entwicklung ist die Ursache für Fehlallokationen von Patientinnen und Patienten und letztendlich für Fehlentwicklungen in Struktur und Effizienz unseres Gesundheitswesens.

Wenn Grundwissen und Erfahrungen im Umgang mit einfachen Krankheiten, wie etwa „bei Schnupfen helfen Hausmittel und bei Fieber die Ärztin oder der Arzt“ in einer Gesellschaft verloren gehen, werden – sofern keine weiteren Steuerungselemente vorgesehen sind – die medizinischen Versorgungsebenen zwangsläufig überfordert. Politik und Krankenkassen sollten dies stärker in den Fokus rücken und Ärztinnen und Ärzte, die zielgerichtet die Gesundheitskompetenz ihrer Patienten verbessern wollen, unterstützen. Daraus resultiert dann eine effizientere Gesundheitsversorgung. Die Schaffung neuer Strukturen in der Notfallversorgung, ist nicht die richtige Antwort, da dadurch nicht die Ursache der Probleme adressiert werden.

Berlin, 03.06.2023