Deutliche Erhöhung der Honorare auch im ambulanten Sektor

Der Hartmannbund Landesverband Bayern fordert von Politik und Kassen die schnellstmögliche Einführung der neuen GOÄ und eine deutliche Steigerung des Orientierungspunktwerts (OPW) zum Ausgleich von Inflation, gestiegenen Energiekosten und erhöhten Gehältern für medizinische Fachangestellte (MFA).

Begründung:

Wir begrüßen ausdrücklich, dass in die Honorierung der Arbeit unserer im stationären Bereich tätigen Kolleginnen und Kollegen aber auch der Leistungen unserer MFA endlich Bewegung gekommen ist.

Die drohende Wettbewerbsverzerrung jedoch wird zum Ausbluten des ambulanten Sektors führen und damit zu einer deutlich spürbaren Verschlechterung der halbwegs wohnortnahen Versorgung. Wir werden unsere angestellten MFA und Kolleginnen und Kollegen nicht angemessen bezahlen können und sie z. B. an die Kliniken verlieren. Niemand wird sich noch in die Niederlassung begeben wollen.

Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage führt die unzureichende Anhebung des OPW in den letzten Jahren zum, vielleicht sogar billigend in Kauf genommenen, Ruin unserer Arztpraxen. Zu den dringend notwendigen Reformen gehört auch eine Novelle des SGB V bezüglich der jährlichen Anpassung der Vergütung ärztlicher Leistungen, bei den die schwankenden Teuerungsraten weder realitätsnah noch adäquat abgebildet werden.

Die seit 30 Jahren nicht reformierte GOÄ liegt nun seit einigen Monaten dem Gesundheitsminister fertig neu ausgearbeitet zur Unterschrift vor, der zwar eine dies betreffende Verordnung für ebenso dringlich notwendig hält, sie mit fadenscheinigen Argumenten aber verweigert.

Erzwungene praxistaugliche Digitalisierung verschlingt Unsummen, ebenso wie geplante realitätsferne Praxisstrukturen (Gesundheitskioske, Community Health Nurse, etc.), die im bewährten System unserer haus- und fachärztlichen Versorgung dann fehlen.

Die Vertragsärzteschaft hat zwar einst auf das Streikrecht verzichtet. Ihre Geduld wird jedoch seit langem überstrapaziert, so dass bald innerärztlicher Konsens bestehen wird, die Bevölkerung mit anderen geeigneten Mitteln auf die drohende verschlechterte Versorgung hinzuweisen. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben meist ein alarmierendes Gefühl für bedrohliche Notfälle infolge sträflicher Vernachlässigung – wir hoffen, Politik und Krankenkassen auch.

  1. Juli 2023