Ärztinnen im Hartmannbund

Aufgaben und Zuständigkeit

Ärztin

Der Ausschuss „Ärztinnen“ im Hartmannbund hat es sich zum Ziel gesetzt, Berufsperspektiven für Ärztinnen zu verbessern und Karrierechancen zu fördern. Er fordert berufliche Rahmenbedingungen, die es Ärztinnen ermöglichen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen – vor allem intelligente Arbeitszeitmodelle, flexible Kinderbetreuungskonzepte und ganz neue Arbeits- und Führungsformen an Kliniken. Im Ausschuss „Ärztinnen“ haben sich sowohl junge und als auch erfahrene Kolleginnen organisiert, um die dringend nötigen Veränderungen anzustoßen. Das Gremium dient auch als Plattform und Netzwerk mit dem Ziel, Ärztinnen untereinander zu verbinden, auf ihrem Karriereweg zu stärken und Kolleginnen zum berufspolitischen Engagement zu motivieren.

Sprecherinnen

Ausschussaktivitäten

6. Hartmannbund-Ärztinnentag am 9. März 2024: Ärztinnen brauchen Netzwerke für den nötigen Wandel der ärztlichen Arbeitskultur

„Wir sehen noch immer strukturelle Defizite, die der Chancengerechtigkeit im Arztberuf entgegenstehen“, so Dr. med. Wenke Wichmann, Sprecherin des Ausschusses Ärztinnen im Hartmannbund:  „Deshalb sind unsere Forderungen nach einem Wandel in der ärztlichen Arbeitskultur weiter aktuell. Flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitmöglichkeiten, die nicht als mangelnde Leistungsbereitschaft gewertet werden, und strukturelle Unterstützung bei der Kinderbetreuung sind weiterhin nötige Beiträge dazu, dass sowohl Ärztinnen als auch Ärzte Familie und Beruf besser vereinbaren können – denn auch, dass die private Care-Arbeit nicht einseitig von Frauen geschultert werden kann, ist klar.“

Ein Wandel hin zu Chancengleichheit für Ärztinnen in Kliniken, Universitäten und in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung erfordere weitere gezielte Maßnahmen, betont die Ausschuss-Sprecherin – insbesondere zur Förderung von Ärztinnen in Führungspositionen.

Wie es gelingen kann, die Karriere innerhalb der aktuellen Rahmenbedingungen im Einklang mit eigenen Zielen zu gestalten, wie der Wandel durch berufspolitisch engagierte Ärztinnen befeuert wird und welche Coaching-Tools auf dem eigenen Weg unterstützen können war Thema des diesjährigen Hartmannbund-Ärztinnentags. Mit Dr. Antonia Stahl, Dr. Charlotte Kleen und PD Dr. Barbara Puhahn-Schmeiser konnten wieder engagierte Kolleginnen als Referentinnen gewonnen werden, die als Vorbilder und Ansprechpartnerinnen für Kolleginnen im Hartmannbund zur Verfügung stehen. Abgerundet wurde die online-Veranstaltung durch ein Coaching von Anja Henke, die den Teilnehmerinnen tools für die eigene Standortbestimmung, die Definition von wertekongruenten Zielen und für die Durchsetzung von Veränderungsprozessen vorgestellt hat.

5. Hartmannbund-Ärztinnentag: Neue berufliche Wege für Ärztinnen – Raus aus dem Krankenhaus“

Dr. med. Stephanie Schnichels, Dr. med. Ina Lipp, Dr. med. Joana Böhnlein, Mitglied im Ausschuss Ärztinnen, und Ausschuss-Sprecherin Dr. med. Wenke Wichmann. (v. l. n. r.)

Selbstbestimmung, Kinder, Einkommen: Welche Faktoren sind für mich wichtig, was sind meine Ziele, welches Potenzial steckt für mich in der Tätigkeit in der ambulanten Versorgung – und wie kann ich meine Vorstellungen umsetzen? Am 4. März 2023 hat der Ausschuss Ärztinnen zum HB-Ärztinnentag ins Hartmannbund-Haus und online eingeladen, um diesen Fragen nachzugehen. Teilnehmerinnen konnten sich von Erfahrungsberichten inspirieren lassen, erhielten Expert:innentipps zur Niederlassung und lernten in einem Coaching Methoden kennen, um den eigenen Werten, Zielen und Bedürfnissen auf die Spur kommen.

Auf die Frage, welche Kooperationsform zu den eigenen Bedürfnissen passt, hat Referentin Dr. med. Ina Lipp für sich eine klare Antwort gefunden: „Nach 30 Jahren Erfahrung bin ich der Meinung, dass die Gemeinschaftspraxis eine ideale Konstellation sein kann, um seine Berufung zu leben – eine tolle Chance, als Ärztin sein berufliches Glück zu finden!“ Voraussetzung dafür, so wurde in ihrem Vortrag „Unternehmen Gemeinschaftspraxis“ deutlich, sind eine gute Team- und Mitarbeiterkommunikation, gemeinschaftlich getragene Ziele und Transparenz. Eine regelmäßige „Klausur“ der Partner ermöglicht in ihrer Gemeinschaftspraxis, strategische und organisatorische Fragen gemeinsam zu entscheiden.

In einer Gemeinschaftspraxis ist Mitarbeiterführung ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Das Personal durch kurze Kommunikationswege und regelmäßige Entwicklungsgespräche immer wieder abzuholen, zu fördern und Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten, hat für Ina Lipp einen sehr hohen Stellenwert. Gefragt nach der Aufgabenverteilung unter den Praxisinhabern verweist Dr. Ina Lipp auf gemeinsame Erfahrungen im Leistungssport: „Jeder gibt sein Bestes und leistet soviel er kann. Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können.“ Dabei seien die Schwächen des einen oft die Stärken des anderen. Ein großer Vorteil der Gemeinschaftspraxis sei es, die Aufgabenverteilung entsprechend der Interessen und Stärken der Partner zu organisieren.

Dr. med. Joana Böhnlein, Mitglied im Ausschuss Ärztinnen, verriet in ihrem Vortrag „Raus aus der Klinik – angestellt im MVZ“, welche Faktoren sie bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt hat und welche Vorteile die Arbeit als angestellte Ärztin im MVZ ihr bietet. Sie habe sehr gern in der Klinik gearbeitet, berichtete sie – insbesondere schätzte sie den kollegialen Austausch und die Möglichkeit, von erfahreneren Kollegen in der Zusammenarbeit zu profitieren. Als Mutter eines Säuglings musste sie jedoch feststellen, dass die ihr nach Rückkehr aus der Elternzeit angebotenen Arbeitszeiten nicht mit ihrer neuen Lebenssituation kompatibel waren.

Den Schritt der Anstellung im MVZ hat die Internistin gut vorbereitet: Kriterien bei der Suche waren die diagnostischen Möglichkeiten, der Zugang zu Geräten und der kollegiale Austausch über unterschiedliche Fachbereiche. Durch Hospitation und Gespräche mit den zukünftigen Kolleg:innen fand sie heraus, dass die angebotene Stelle wirklich zu ihr passte.

Als besonders positiv hebt sie nun das eigenständige selbstverantwortliche Arbeiten hervor, ebenso die enge Patientenbindung, die sie in der Klinik vermisste. Und nicht zuletzt ist die Flexibilität ihres Arbeitgebers bei der Arbeitszeitgestaltung für sie als Mutter eines Säuglings und eines Kleinkindes erheblich. Insgesamt schätzt sie die Chance, für ihren weiteren Karriereweg viel über die ambulante Tätigkeit zu lernen und sieht Entwicklungspotenzial für ihre berufliche Zukunft.

Es gibt viele weitere Möglichkeiten, die Karriere in der ambulanten Versorgung zu gestalten. Wie man sein Ziel in der Niederlassung erreicht, weiß HB-Expertin Frances Camin, Leiterin des Referats Ambulante Versorgung und Digital Health im Hartmannbund. In ihrem Vortrag „HB-Beratung von (A)rztsitz bis (Z)ulassung“ beschrieb sie, worauf es auf dem Weg in die Niederlassung ankommt und wie welche Hürden umschifft werden können: Voller oder halber Versorgungsauftrag? Praxisübernahme oder Neugründung? Gesperrter oder freier Planungsbereich? Und wie reagiert die KV, wenn ich bereits die Nachfolge einer Praxis vereinbart habe? Zu diesen und vielen weiteren Fragen gab sie wertvolle Tipps und stellte den Teilnehmerinnen für tiefer gehende Themen die individuellen Beratungsleistungen des Hartmannbundes vor.

Beim Sprung in die Niederlassung warten neuen Rollen und Aufgaben auf jede Ärztin: Ambulante Patient:innenversorgung, Führungs- und Teamverantwortung, unternehmerische Verantwortung und vieles mehr. Coachin und Kommunikationstrainerin Dr. med. Stephanie Schnichels erarbeitete mit den Teilnehmerinnen in einem kurzweiligen interaktiven Coaching, wie sie „Beherzt und resilient neue berufliche Wege beschreiten“ und neue Herausforderungen meistern. Leitfragen waren: Was sind meine Ziele und Prioritäten? Wie bleibe ich fokussiert auf das, was mir wichtig ist?  Die Referentin stellte Methoden vor, wie Ärztinnen mit den eigenen Bedürfnissen und Ressourcen im Blick als kompetente Gestalterin ihres neues Berufsabschnitts agieren können.

Den spannenden Schritt „raus aus dem Krankenhaus“ gut vorzubereiten – dazu wollte der Ausschuss Ärztinnen mit diesem HB-Ärztinnentag beitragen. Das Expert:innenteam des Hartmannbundes steht allen Hartmannbund-Mitgliedern für Fragen rund um die Niederlassung gerne zur Verfügung. (Email: niederlassung@hartmannbund.de)

PM März 2023 / Benachteiligung von niedergelassenen Ärztinnen bei Mutterschaftsleistungen beenden

„Niedergelassene Ärztinnen haben keinen Anspruch auf die Zahlung von Mutterschaftsgeld. Auch die gesetzlichen Mutterschutzfristen gelten für niedergelassene Ärztinnen als selbständig Tätige nicht. Dass muss sich ändern“, fordert Dr. med. Wenke Wichmann, Sprecherin des Ausschusses Ärztinnen im Hartmannbund, anlässlich der Ausschuss-Sitzung zum internationalen Frauentag. „Die Benachteiligung betrifft neben niedergelassenen auch alle anderen Kolleginnen, die sich selbständig gemacht haben – sei es im Medizinjournalismus, im Notdienst oder mit einem Start-up. Bereits 2010 wurde eine EU-Richtlinie verabschiedet, die Mitgliedsstaaten verpflichtet, für selbständige und angestellte Frauen gleichwertige Mutterschaftsleistungen zu gewähren. Jetzt muss ein eindeutiges Signal für eine praxisnahe und existenzsichernde Umsetzung der EU-Richtlinie gesetzt werden.“

Der Ausschuss Ärztinnen im Hartmannbund unterstützt damit die Forderungen nach Geschlechtergerechtigkeit der Petition „Gleiche Rechte im Mutterschutz für selbständige Schwangere“, die im vergangenen Sommer an den Deutschen Bundestag gerichtet wurde.

„Wir brauchen eine geschlechtergerechte Regelung, die es Ärztinnen in der Niederlassung ermöglicht, Mutterschutz- und Elternzeiten wahrzunehmen, ohne dass dies die Versorgung einschränkt und Ärztinnen wirtschaftlich in Bedrängnis bringt“, bekräftigt Dr. Dr. Galina Fischer, ebenfalls Sprecherin des Ausschusses. „Der zunehmende Ärzt:innen- und Fachkräftemangel ist Grund genug, eine von der Gesellschaft getragene Lösung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für niedergelassene Ärztinnen und alle selbständigen Frauen in Deutschland zu finden“, ergänzt Co-Sprecherin Dr. Sabine Wedekind. Die Gewährung von Mutterschaftsleistungen analog zur Absicherung der angestellten Ärztinnen sei ein gerechter Schritt, der gleichzeitig die Versorgung im ambulanten Sektor stärke, betonen die Sprecherinnen.

 

4. Hartmannbund-Ärztinnentag „Karriere im Krankenhaus“: So gelingt der persönliche Karriereweg im Krankenhaus (2022)

Karriere- und Lebensziele gleichermaßen verwirklichen – darauf arbeiten junge Ärztinnen genauso hin wie junge Ärzte. Wenn es darum geht, Führungsverantwortung im Krankenhaus zu übernehmen, scheiden sich allerdings noch immer die Wege: „Es ist nötig, das Thema Karriere im Krankenhaus aus weiblicher Sicht zu betrachten, da wir besonders hier noch nicht von echter Chancengleichheit sprechen können”, so Dr. Dr. Galina Fischer, Sprecherin des Ausschusses Ärztinnen, Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand und Mit-Initiatorin des Hartmannbund-Ärztinnentags. „Wir möchten allen Kolleginnen Mut machen, die eigenen Ziele trotz Hindernissen und Widerständen zu verfolgen. Deshalb haben wir zum 4. HB-Ärztinnentag erfolgreiche und inspirierende Kolleginnen eingeladen, von ihren Erfahrungen zu berichten.”

PD Dr. med. Doreen Richardt, PD Dr. med. Malgorzata Lanowska, PD Dr. med. Mandy Mangler und HB-Vorstandsmitglied Dr. Dr. Galina Fischer (v. l. n. r.) auf dem HB-Ärztinnentag.

Wie gelingen Karriereschritte zur Oberärztin und Chefärztin? Wie verhandele ich die Arbeitsbedingungen, die zu meinem Leben passen? Flexible Arbeitszeitmodelle sind die Zukunft – auch auf Führungsebene im Krankenhaus. Das beweisen Chefärztinnen PD. Dr. Mandy Mangler und PD Dr. Malgorzata Lanowska. Beide leiten eine Klinik für Gynäkologie beim Berliner Krankenhauskonzern Vivantes und gemeinsam teilen sie sich die Leitung der Klinik für Gynäkologie am Vivantes Klinikum Neukölln. In ihrem Beitrag „Chefärztinnen im Jobsharing so läuft ´s“ berichteten sie eindrucksvoll, wie aus einem gemeinsamen Werdegang durch Studium, Weiterbildung, Habilitation und Zusatzqualifikation eine enge und vertrauensvolle Kooperation entstand.

Neue Führungsmodelle im Krankenhaus und Nachwuchsförderung von Ärztinnen liegen Beiden am Herzen. Und flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten, ist für sie eine Selbstverständlichkeit – ebenso wie wirklich individuelle Gefährdungsbeurteilungen von Arbeitsplätzen schwangerer Ärztinnen und eine bedürfnisorientiere Weiterbeschäftigung. Auch PD Dr. Doreen Richardt macht in Ihrem Vortrag „(M)ein Weg zur Oberärztin und der Umgang mit Konflikten im Krankenhaus“ Kolleginnen Mut, in der Schwangerschaft ihr Recht auf einen sicheren patientennahen Arbeitsplatz – auch im OP – einzufordern. Als Herzchirurgin und Mutter von sechs Kindern riet die Trägerin der Auszeichnung „Mutige Löwin“ Ärztinnen, zu Beginn der Karriere frühzeitig eigene Ziele zu definieren, sich in der Weiterbildung aktiv die Aufgaben zu holen, die man benötigt und zu bedenken, dass akademische Titel gerade bei männlichen Kollegen Türen öffnen können. Vor dem Hintergrund, dass es im Medizinstudium keine Vorbereitung auf Führungsaufgaben und Konfliktbewältigung im Team gibt, dies aber ab dem ersten Arbeitstag im Krankenhaus benötigt wird, sei es sinnvoll, sich mit diesen Themen gezielt auseinanderzusetzen – gerade in einem so hierarchischen Setting wie im Krankenhaus. In einer Coaching-Einheit vermittelte zum Abschluss des Ärztinnentages Carmen Schön, Coach und Autorin für Führungs- und Verhandlungsthemen, den Teilnehmerinnen nützliche Verhandlungstools: Verbale und nonverbale Kommunikationsstrategien, die dabei helfen, konkrete Verhandlungsziele zu erreichen – um zu lernen, sich selbst die Arbeitsbedingungen zu erkämpfen, die zum eigenen Leben passen. Dies berufspolitisch und individuell zu unterstützen, ist Ziel des Ausschusses Ärztinnen, der die jährliche Veranstaltungsreihe „HB-Ärztinnentag“ begleitet.

Hartmannbund Ärztinnentag 2020

„Wenn ich gewusst hätte, wie gut ich das kann, hätte ich mich schon viel eher auf eine Chefarztposition beworben“ – Coach Dr. Ursula Ley bringt die Erfahrung vieler Ärztinnen auf den Punkt. Als Referentin stellte sie im Rahmen des zweiten Hartmannbund-Ärztinnentags am 7. März in Berlin unter dem Titel „Fit für´s Führen“ einen Handwerkskoffer voller Führungstools vor.

Sind Macht und Führung wirklich unteilbar? Ist Anwesenheit gleichbedeutend mit Leistung? Vom Top-Sharing bis zur Initiative „Pro Quote Medizin“ diskutierten die Teilnehmerinnen aktuelle Themen der Führungsdebatte in der Medizin, stellten tradierte Führungsmythen in Frage und sammelten Input für ihre berufliche Zukunft. Ein Coaching in Zeit- und Selbstmanagement bot Unternehmensberaterin Ute C. Amting (Kock + Voeste) an und gab den Teilnehmerinnen Methoden zum Umgang mit Stressoren in Klinik und Praxis mit auf den Weg. „Ich habe selten so eine inspirierende Tagung erlebt“, so das Feedback einer Chefärztin, die auch am Vorabend-Get-together, veranstaltet gemeinsam mit der WNL, teilgenommen hat.

Der Hartmannbund-Ärztinnentag, vom HB-Ausschuss Ärztinnen ins Leben gerufen, bietet jungen und erfahrenen Ärztinnen eine Plattform für die Karriereplanung, für Austausch und qualifizierte Fortbildungen.

Workshop „Erfolgreich und souverän führen für Ärztinnen“

Oberärztin, Chefärztin, Praxisinhaberin, Geschäftsführerin: Mit dem Ziel, Kolleginnen auf ihrem Karriereweg zu stärken, hat der Hartmannbund-Ausschuss „Ärztinnen“ den Workshop „Erfolgreich und souverän führen“ ins Leben gerufen und dazu eine Gruppe interessierter Kolleginnen ins Hartmannbund-Haus eingeladen. Wie können wir Fähigkeiten wie Klarheit, Wille, Überblick, Empathie und Kommunikationsgeschick spontan und gezielt so einsetzen, dass die Interaktion mit Mitarbeitern, Vorgesetzten und Kollegen gleichermaßen nach den eigenen Vorstellungen gelingt? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Workshops. Packend und mitreißend erläuterte Referentin Anja Henke auf Grundlage der Gehirn- und Motivationsforschung Methoden zur Verhaltenssteuerung und Selbststeuerung. Anhand von Fallbeispielen aus dem Alltag der Teilnehmerinnen erarbeitete sie gemeinsam mit der Gruppe konkrete Lösungsstrategien zum Umgang mit Mitarbeitern, Vorgesetzten und Kollegen. Daneben vermittelte sie Wissen in Führungstechniken, Sprachgebrauch und Fokussierung. Am Ende des Workshops waren sich die Teilnehmerinnen einig: ein echter Erkenntnisgewinn!

Referentin Anja Henke (AH Verkaufstraining und
Personalentwicklung) und wissenschaftliche Leiterin Anne Marie Schneider (eine Sprecherin des HB-Ausschusses „Ärztinnen“)

Impressionen aus dem  Workshop

Hartmannbund Ärztinnentag 2019

Initiatorinnen und Referentinnen des 1. Hartmannbund-Frauentags: Dr. Gerlinde Kempendorff-Höhne, Prof. Anke Lesinski-Schiedat, Dr. Sabine Wedekind, Dr. Antonia Stahl, Dr. Dr. Galina Fischer, Prof. Uta Meier-Gräwe

Immer wieder liest man von der Feminisierung der Medizin – nur weil der Anteil der Ärztinnen in der Versorgung steigt. Langsam kommt der hohe Anteil an weiblichen Studierenden innerhalb der Humanmedizinstudierenden auch in der Versorgung an. Was bedeutet das für das Arbeiten als Ärztin? Kommen Ärztinnen auch in den Führungsetagen an, und ist die Honorierung angemessen, vergleichbar mit der der Ärzte? Um diese Fragen gemeinsam zu diskutieren und Netzwerke zu knüpfen, hatte der Ausschuss Ärztinnen des Hartmannbundes am 2.3.2019 nach Berlin zum 1. Hartmannbund-Ärztinnentag eingeladen. Im Mittelpunkt standen drei Referentinnen:

Frau Univ.-Prof. em. Dr. Uta Meier-Gräwe, Soziologin, referierte zu „Wie Ärztinnen persönliche Karriere-Ziele erreichen und wie wir die Position von Ärztinnen in ihrer Arbeitswelt stärken – wider den Gender-Pay-Gap und veraltete Rollenmuster“. Gegen die Erwartung aller musste Frau Prof Meier-Gräwe berichten, dass im „Globalen Gender Report 2018“ Deutschland innerhalb der letzten 12 Jahre im Vergleich zu den Fortschritten anderer Länder um 12 Positionen gesunken ist – auf Position 18. Sie erinnerte daran und zeigte es auch für den gesundheitswirtschaftlichen Arbeitsbereich auf, dass gemischt-geschlechtliche Führungsspitzen deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Um das aber nachhaltig zu erreichen, müssten gerade auch in Krankenhäusern die in anderen Wirtschaftsfeldern bereits erhobenen Zweifel an den klassischen hierarchischen Führungsstrukturen aufgebrochen werden. Neben dieser klassischen Auffassung von Hierarchie behindert ein weiteres jahrelang gepflegtes Image die Entwicklung von Frauen: einerseits wird die Mutterschaft glorifiziert und andererseits die Wissenschaft. Wie auch im nicht-ärztlichen Arbeitsumfeld führt immer noch Mutterschaft nicht nur in der Krankenversorgung sondern auch in der Forschung zur Ausgrenzung. Die nicht mehr zeitgemäßen Mutterschutzregelungen und die Vorurteile auch der „forschenden Chefs“ behindern die Entwicklungsmöglichkeiten von Ärztinnen in einer wichtigen Phase der Karriere.

Die Entwicklungsmöglichkeiten werden durch eine unterschwellige Befürchtung der sog. „Feminisierung der Medizin gebremst. Der Feminisierung wird unterstellt, dass durch die Mutterschaft der Ärztinnen, durch das fehlende selbstlose Handeln der Chirurginnen die klinische Versorgung der Bevölkerung gefährdet sei und Potential in der Forschung verloren gehen würde. Folgerichtig wird eine Männerquote oder der Zuzug ausländischer Ärzte gefordert.

Grundsätzlich wird die Priorisierung in allen Arbeitsbereichen von den Führungskräften festgeschrieben. Folgerichtig: solange Lehrstühle und Chefarztpositionen nicht auch mit einem höheren Frauenanteil besetzt sind, ändert sich an der Medizin, an der Lehre und der Forschung nichts. Der Aufbau effektiver Netzwerke, die gerade in der mittleren Arbeitsphase aufgebaut und belebt werden können, erfährt eine deutliche Behinderung, wenn die Frauen in dieser Phase keine Chance zur Wiedereingliederung nach der initialen Kinderphase erhalten. Grade diese Netzwerke sind aber wichtig, um Ärztinnen Vorbild und Motivation zu sein.

Mit den inhaltlichen Asymmetrien ist auch ein wirtschaftliches Ungleichgewicht verbunden, welches vom geringeren Einkommen bis hin zur Alterssicherung reicht. Diese Tatsache, die auch für Ärztinnen gilt, insbesondere weil viele lange in Teilzeitarbeitsverhältnissen verbleiben, ist eine immer wieder unterschätzte Tatsache. Es wurde diskutiert, ob der HB eine Art Headhunter-Berater-Funktion bei Fragen der Vertragsverhandlungen einnehmen könne. Zumindest scheint der HB die richtige Plattform für ein effizientes Netzwerk an Erfahrungsaustausch und ggf. Mentoring zu sein. Schlussendlich muss es das Ziel des Hartmannbundes aus Sicht von Frau Prof Meier-Gräwe sein, dass die homosoziale Kooptation auch bei Ärztinnen zu einer gegenseitigen Förderung führt. Diese Kooptation kann die Folge eines Ärztinnen-Netzwerkes sein und ist die Grundlage für einen zukünftig höheren Anteil an weiblichen Führungskräften. Dafür wird sich der Hartmannbund einsetzen. Ob das mit einer Quote verbunden sein muss, wurde divers diskutiert.

Frau Dr. Gerlinde Kempendorff-Höhne erläuterte und demonstrierte mit rhetorischer Perfektion zum Thema „Frauen reden anders. Männer auch. Gut zu wissen.“ Spätestens nach diesem Vortrag wurde klar, dass die Techniken der Kommunikation auch für Ärztinnen außerordentlich wichtig sind – und dass diese durchaus anders als bei Ärzten sind. Diese Techniken können besonders in der Gesundheitswirtschaft erfolgreicher sein als die Kommunikationstechniken der männlichen Kollegen. Nicht nur deshalb sollten sie angewendet werden. Der Mangel an ärztlichem Personal muss ermutigen, sich auf Herausforderungen einzulassen und neue Wege für die Zielerreichung zu beschreiten. Darin sind sich alle Referentinnen einig – auch Frau Dr. Antonia Stahl. Mit viel Enthusiasmus, klarem Blick für das eigene Ziel, Teambuilding auf neuen Terrain und klaren Ansagen in alle Richtungen gründete sie eine eigene Praxis. Selbstständigkeit als Unternehmerin vorgelebt – ohne die Tücken des täglichen Arbeitens als Arbeitgeberin zu beschönigen – eine ermutigende Erfahrung.

Der 1. HB Ärztinnentag wurde durch ein beeindruckendes Referat von Frau Prof Meier-Gräwe eingeleitet und hat die Struktur für diese künftig jährlich vorgesehene Frühjahrskonferenz vorgegeben (Autorin: Prof. Anke Lesinski-Schiedat).