Ärztinnen und Ärzte, holt euch die Medizin zurück!

Der Hartmannbund in Brandenburg ruft die Ärzteschaft dazu auf, die aktuell stattfindende Wertedebatte für eine Neuausrichtung des Gesundheitssystems zu nutzen.

Dafür sei das Zeitfenster eng, machte der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes und Rathenower Allgemeinmediziner Dr. Hanjo Pohle deutlich. „Jetzt ist der Moment, in dem Politiker, Leopoldina, Gesundheitsexperten, ja selbst jene, die noch kurz vorher die Schließung von 600 Krankenhäusern propagierten, zum Umdenken bzw. erst einmal zum Nachdenken kommen, ob der angeblich alternativlose Kurs, den die medizinische Versorgung in Deutschland eingeschlagen hat, nicht doch der falsche war.“ Jetzt gelte es, die verlorenen Wertmaßstäbe in der Medizin wieder nachhaltig in die Regelversorgung zu implementieren, bevor die durch die Coronakrise hervorgerufene Neubetrachtung durch die Zeit verebbt.

Dazu bedürfe es größter Anstrengungen aller Ärzte, der Körperschaften und Berufsverbände. „Dafür wird sich der Hartmannbund in Brandenburg  als größter freier Verband niedergelassener und angestellter Ärztinnen und Ärzte weiterhin, so wie in der Vergangenheit auch, mit konstruktiven Vorschlägen zur Stärkung des Arztberufs und zum Nutzen der Patienten zu Wort melden“, stellte Pohle klar.

Bemerkenswert sei darüber hinaus, dass es ein 60 nm großes Virus vermocht habe, eine Wertedebatte über die Grundfesten medizinischer Gesundheitsversorgung anzustoßen, die ohne Pandemie nur schwer denkbar gewesen wäre. Diese Tatsache sei jedoch nicht verwunderlich, wie Pohle erklärte: „Wenn man, wie jahrelang praktiziert, Gesundheitsprozesse in der Patientenversorgung mit Optimierungsprozessen in der Wirtschaft verwechselt und eben versucht, sich die gleichen Gesetzmäßigkeiten zu eigen zu machen, dann wird man eben spätestens bei einer solchen Herausforderung wie einer Pandemie scheitern.“

Nun sei der Schutz der Gesundheit und die Behandlung einzelner Erkrankter zu Recht wieder zur Hauptsache geworden. „Einigen Entscheidungsträgern wird nun etwas klarer bzw. durch die Gegebenheiten der Patientenbetreuung notgedrungen bewusst, dass Gesundheit und Patientenversorgung mit Empathie, Aufopferung und Engagement nicht immer mit einem Preis zu unterlegen sind. Sie verstehen jetzt, dass es sich um Errungenschaften handelt, die schlichtweg unbezahlbar und somit anderen Kriterien unterliegen sollten als der Ökonomie. Dieses Momentum müssen und werden wir nutzen“, sagte Pohle abschließend.