Ärztliche Weiterbildung muss im Fokus stehen, wenn Krankenhäuser umstrukturiert werden

Ärzteteam im Gespräch

Die Vorsitzende des Hartmannbundes in Niedersachsen, Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat, hat mit Blick auf die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft die Weiterbildung als ein zentrales Thema hervorgehoben. Ärztliche Arbeitsplätze würden durch anstehende Schließungen kleiner Häuser im Rahmen der Krankenhausreform zentralisiert, was wiederum Auswirkungen auf die Weiterbildung von jungen Ärztinnen und Ärzten haben werde, so Prof. Anke Lesinski-Schiedat.

„In großen Versorgungseinheiten wird ein wesentlicher Teil der Weiterbildung, insbesondere bei Erkrankungen, die eine Maximalversorgung erfordern, abgedeckt werden. Die Patientenversorgung und die damit einhergehende Weiterbildung unterhalb dieser Versorgungsstufe muss aber die gleiche Aufmerksamkeit erfahren“, betont die HNO-Fachärztin.

Der Hartmannbund fordert seit Jahren mit seinem „Rucksackmodell“ die Organisation einer sachgerechten Finanzierung der ambulanten ärztlichen Weiterbildung, um diese gleichermaßen in Klinik und Praxis zu ermöglichen. „Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Weiterbildungsstätte darf nicht ausschlaggebend sein. Ärztinnen und Ärzte müssen frei nach ihren Interessen entscheiden können und dürfen keinem ökonomischen Diktat unterliegen. Ein virtuelles Budget, aus dem Weiterbildungsstätten auf Antrag Mittel erhalten können, um das Gehalt der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zahlen zu können, wäre der richtige Weg“, legt Prof. Christian Hönemann, Chefarzt für Anästhesie und operative Intensivmedizin im Marienhospital Vechta dar. Zweifelsohne würde die Verbundweiterbildung eine enorme Herausforderung an die Organisation der Finanzierung von Assistenzärztinnen und -ärzten stellen. Ein Weiter so kann im Anblick der Krankenhausreform aber keine Option sein, führt der Vorsitzende des Arbeitskreises für stationäre Versorgung im Hartmannbund aus.

Auch Klaus Peter Schaps, stellvertretender Bezirksvorsitzender der Ärztekammerbezirksstelle in Wilhelmshaven, weiß um den Bedarf: „Die Landesärztekammern, Krankenhäuser und Niedergelassenen brauchen zügig eine Sicherheit bezüglich der Krankenhausstruktur in Niedersachsen für das laufende sowie kommende Jahr, um eine Verbundweiterbildung gestalten zu können.“

Als Referenz für die Höhe der Vergütung sollte der TV-Ärzte TdL herangezogen werden; individuelle arbeitsvertragliche Vereinbarungen sollten davon unberührt bleiben.

„Die Landesärztekammern sollten das virtuelle Rucksack-Budget verwalten: Damit wäre transparent nachzuvollziehen, wo und in welcher Phase die Weiterzubildenden sich befinden. Eine optimale Begleitung wäre gewährleistet“, schließt Schaps, der zugleich auch Vorsitzender des Arbeitskreises Aus- und Weiterbildung im Hartmannbund ist.

Insgesamt sei es entscheidend, dass die ärztliche Weiterbildung auch während der geplanten Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft prioritär bleibe. Eine faire Finanzierung und transparente Verwaltung von Mitteln seien unerlässlich, um eine qualitativ hochwertige Weiterbildung sicherzustellen und den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden.