Ärztinnen und Ärzte führen besser!

„Ärztinnen und Ärzte führen besser!“ – so lautet für Dr. med. Stefan Schröter, Vorsitzender des Landesverbandes Nordrhein und Stellvertretender Bundesvorsitzender des Hartmannbundes – Verband der Ärzte Deutschlands e. V. das Resümee einer wissenschaftlichen Studie mit dem Titel „Why The Best Hospitals Are Managed by Doctors”*, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Zürich und London sowie der Cleveland Clinic Ohio erarbeitet worden ist.

„Den Autoren dieser Untersuchung ist es zu verdanken, dass mit sauberer wissenschaftlicher Methodik belegt ist, was man doch eigentlich schon seit langem innerlich gespürt hat: An der Spitze eines jeden Krankenhauses muss eine Ärztin oder ein Arzt stehen – und gerade nicht der Kaufmann!“ – fasst Stefan Schröter das Ergebnis der Studie zusammen. Und weiter: „Es ist schon bemerkenswert, aber durch die Studie belegt und erklärbar, dass nicht nur die medizinischen, sondern auch die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse von Krankenhäusern unter ärztlicher Führung besser sind als die von kaufmännisch geführten Einrichtungen.“ – so Schröter.

Dass innerhalb der letzten 15 bis 20 Jahre die Führung von Krankenhäusern in Deutschland weitgehend von den Ärzten zu den Kaufleuten übergangen sei, sei eines von mehreren Merkmalen für einen Vorgang, der heute gemeinhin als „Ökonomisierung in der Medizin“ bezeichnet werde. Die Einführung des Fallpauschalensystems für Krankenhausleistungen vor mehr als 15 Jahren habe den ökonomischen Druck in den deutschen Kliniken deutlich erhöht und einen kannibalisierenden Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern ausgelöst. „Es obsiegt in diesem Wettbewerb der betriebswirtschaftlich fitteste, aber nicht unbedingt dasjenige Krankenhaus mit der besseren Behandlungsqualität.“ – bedauert Schröter.

In den Klinken habe sich unter dem wirtschaftlichen Druck zudem eine andere Führungskultur entwickelt, die sich von der eigentlichen Aufgabe von Krankenhäusern bedenklich weit entfernt habe. „Krankenhäuser sind eben keine Schraubenfabriken, und ihr wichtigster Betriebszweck ist nicht die Erwirtschaftung von Renditen.“ – betont Schröter. Und weiter: „Die Rückkehr zur Führung von Krankenhäusern durch Ärztinnen und Ärzte mit dem Primat der Medizin gegenüber der Ökonomie bietet die Chance, dass einiges wieder vom Kopf auf die Füße gestellt wird. Patienten sind nämlich keine Kunden!“

Die Ursache für das Spannungsverhältnis zwischen Medizin und Ökonomie sei aber ebenso klar zu adressieren: Verantwortlich seien hierfür nicht die Kaufleute in den Kliniken, sondern die durch politische Entscheider und die Kostenträger vorgegebenen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: „Ein unbegrenztes Leistungsversprechen an die Bevölkerung und die Versicherten einerseits und eine nur begrenzte Mittelbereitstellung andererseits lassen die Rechnung einfach nicht aufgehen.“ – so Schröter.

*James K. Stoller, Amanda H. Goodall and Agnes Bäker: Why The Best Hospitals Are Managed by Doctors. Harvard business review (digital article), 27. Dez. 2016