Eine Umfrage unter den Studierenden des Hartmannbundes hat untersucht, inwieweit die in der Pandemie eingeführten Lehrmodelle, die das Medizinstudium flexibilisieren, beibehalten wurden. Das Ergebnis ist eher ernüchternd: Die während der „Corona-Semester“ eingeführten digitalen Lehrformate wurden an den meisten medizinischen Fakultäten nicht (13 Prozent) oder nur teilweise (ca. 58 Prozent) beibehalten. Hybride Lehrformate existieren in etwa 71 Prozent der Studiengänge, wobei es innerhalb der Fakultäten zumeist keine einheitliche Regelung gibt. Auch qualitativ gibt es große Unterschiede. Teilweise werden digital nur veraltete Vorlesungsfolien zur Verfügung gestellt.
„Wir sind in der Digitalisierung weit hinter vielen anderen europäischen Ländern zurück – auch in der universitären Lehre. Einer der wenigen positiven Neben-Aspekte der Covid-Pandemie war der digitale Fortschritt, den wir in diesem Bereich gemacht haben. Es ist schade, dass der in vielen Fällen wieder verloren geht“, erklärt Anna Finger, Co-Vorsitzende des Ausschusses der Medizinstudierenden. Peter Schreiber, ebenfalls Vorsitzender des Ausschusses, ergänzt: „Es braucht dringend ein Umdenken auf Seiten der Lehrenden. Natürlich wollen wir kein Fernstudium in der Medizin, aber wenn der Unterricht nicht an den Patient:innen stattfindet, sollte zur besseren Studierbarkeit so viel Flexibilität wie möglich eingeräumt werden – dann kann das Studium viel besser mit einem Nebenjob, der Pflege von Angehörigen oder der Betreuung von Kindern vereinbart werden – und das sollte das Ziel sein.“
Auch die Fehlzeitenregelungen der Universitäten haben sich rückentwickelt. Nur 45 Prozent der Umfrageteilnehmenden konnten ihren Fakultäten ein gutes Konzept für den Umgang mit Fehlterminen durch z.B. Erkrankung der Studierenden bescheinigen und selbst dann bestanden zwischen den einzelnen Fächern noch Unterschiede. Für die Studierenden des Hartmannbundes sind die mangelnde Einheitlichkeit und der Umgang mit Krankheit im Medizinstudium nicht akzeptabel.