Das Impfdesaster – eine unendliche Spahngeschichte

Die Entscheidung, dass ab dem 22. November in den Praxen vorrangig der Moderna-Impfstoff verwendet werden soll und pro Vertragsarzt und Woche nur noch 30 Dosen Biontech bestellt werden dürfen, sorgt weiterhin für Unmut in der Ärzteschaft. Der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle, spart nicht mit Kritik: „Diese jüngste Entscheidung macht einmal mehr klar, mit welcher Inkompetenz politisch Verantwortliche versuchen, eine Pandemie zu bekämpfen. Leider vergisst unser geschäftsführender Bundesgesundheitsminister Jens Spahn offenbar, dass es das Moderna-Vakzin nur in 20iger Großpackungen gibt, in den Praxen kaum Erfahrungen mit dem Impfstoff bestehen und durch diese neue Situation ein gigantischer Beratungsbedarf bei unseren Patienten bestehen wird. Wenn man diese genannten Folgen bedenkt, ist man hier fast schon geneigt, an Sabotage zu denken.“

Durch diese Entscheidung werde die Vertragsärzteschaft, welche nunmehr die entscheidende Rolle in der Impfkampagne spiele, erneut brüskiert. Und deren Geduld, diese katastrophalen Fehler in der Impfstrategie der Bundesregierung hinzunehmen, komme im Gesamtkontext mangelnder politischer Fürsorge und einer nach wie vor nicht stringenten Gesamtstrategie zur Coronabekämpfung langsam an ihr Ende. „Ein Aussteigen vieler Praxen wird allein zu Lasten des Spahn‘schen Versagenkontos gehen. Wie sich zeigt, hatte das Versprechen, genügend Impfstoff für die Praxen bereit zu halten, wenig Wert. Positive Incentives zur Motivation, wie etwa eine steuerfreie Coronaprämie für alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen mit Patientenkontakt, sucht man nach wie vor vergeblich, obwohl sie jetzt dringend benötigt werden würden“, macht der Rathenower Allgemeinmediziner deutlich.

Zudem ist es in Pohles Augen unverständlich, wieso nicht die 30 Prozent der Bevölkerung, die nicht geimpft sind, viel mehr in den Fokus gerückt werden. „Weshalb führen wir nicht klar die 2G-Regel überall und zu jederzeit ein? Weshalb werden Corona-Impfungen nicht für alle schon Geimpften und eben noch zu Impfenden nicht finanziell belohnt? Der sich anbahnende Lockdown wird uns auf jeden Fall teurer kommen, das zeigen alle Berechnungen. Stattdessen wird nun alles auf die Boosterung fixiert und dafür werden sogar unwirtschaftliche Impfzentren wieder eröffnet. Dabei ist es klar, dass der Impfschutz nicht über Nacht verschwindet.“

Abschließend appelliert Pohle an die Adresse des Bundesgesundheitsministers, seine Hausaufgaben zu machen – und zwar so, dass die Arbeitsabläufe der impfenden Ärztinnen, Ärzte und MFA nicht gestört werden: „Sehr geehrter Herr Spahn, bitte unterstützen sie uns mit Regelungen, die zu einer höheren Impfbereitschaft und somit Impfquote führen, geben sie uns den Impfstoff, den wir für unsere Patienten am geeignetsten halten und fokussieren sie sich auf die noch nicht Geimpften!“