Der Hartmannbund LV Hessen fordert der Überwindung der Corona-Pandemie in Deutschland allererste Priorität einzuräumen und die Stärken unseres Gesundheitssystems voll auszuschöpfen

Die mehr als ein Jahr andauernde Corona Pandemie hat tiefe Spuren in unserem Gesellschafts-, Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitssystem hinterlassen. In der ersten Phase der Pandemie hat Deutschland im internationalen Vergleich gute Leistungen erbracht. Dabei hat sich unser Gesundheitswesen mit vergleichsweise gut ausgestatteten stationären und ambulanten Versorgungsstrukturen den Erfolg getragen. Der öffentliche Gesundheitsdienst wurde mit externen Ressourcen gestärkt und damit strukturelle Lücken teilweise geschossen. Auch im Bereich der Impfstoffforschung und Impfstoffproduktion haben nationale Forschungs- und Produktionseinrichtungen Stärke gezeigt. Aber schon die zu geringe Verfügbarkeit von Schutzmaterialien hat Defizite aufgewiesen, die partiell Folgewirkungen zulasten der Mitarbeiter im Gesundheitswesen hervorriefen. Die Umsetzung vorhandener Pandemiepläne hätte ebenso zur besseren Bewältigung beigetragen wie auch der Erhalt regionaler Produktionsstrukturen. Aber durch das Primat der niedrigen Preise haben wir uns in die Abhängigkeit asiatischer Anbieter begeben.

Eine weitere strukturelle Schwäche im Bereich der Digitalisierung hat negative Wirkungen ausgelöst. Besonders die Nachverfolgung der Kontakte von Virusträgern entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und belastet den ÖGD in hohem Maße. Der Hartmannbund sieht in diesem speziellen Fall eindeutig im Gesundheitsschutz eine höhere Priorität als im Personendatenschutz, da es sich um die Vermeidung potenziell lebensbedrohlicher Infektionserkrankungen geht. Für die notwendige Aktualisierung der EDV-Infrastruktur ist dem Gesundheitsschutz Vorrang zu gewähren. Dafür muss kurzfristig der notwendige rechtliche Rahmen z.B. im Infektionsschutzgesetz geschaffen werden.

Auch bei der Zulassung der Impfstoffe und bei der Verabreichung der Impfstoffe gibt es Verbesserungsbedarf. In Ländern, in denen Notfallzulassungen erteilt worden sind, hat sich bisher daraus kein Defizit ergeben. Im Gegenteil. Der frühe Beginn der Impfkampagnen führte zu einer besseren Verfügbarkeit der Impfstoffe und über höhere Impfquoten zu einem Rückgang der Inzidenz und konsekutiv zu einer früheren Lockerung der Pandemieregeln. Deutschland ist im Laufe des Jahres vom Musterknaben zur lahmen Ente mutiert. Das wäre vermeidbar gewesen.

Wir wollen jedoch den Blick in die Zukunft richten und fordern dazu auf, bekannte Hemmnisse kurzfristig zu überwinden. Das bedeutet die Modernisierung der rückständigen EDV-Infrastruktur und die Erweiterung telemedizinischer Angebote. Auch die zeitnahe Anwendung aller ausgelieferten Impfstoffe ist ein Gebot der Stunde. Die Ärzte in Klinik und Praxis, in der Arbeitsmedizin und im öffentlichen Gesundheitsdienst stehen bereit, um mehr Verantwortung in der Überwindung der Pandemie zu übernehmen. Mit einer gemeinsamen Anstrengung können wir dieses Ziel dann früher erreichen, wenn alle Möglichkeiten genutzt und alle geeigneten Kapazitäten Ihren Beitrag leisten dürfen. Unter diesem Primat sollten künftige politische Entscheidungen stehen.