Digitale Techniken müssen der Versorgung nutzen und das Arzt-Patienten-Verhältnis stärken

„Der Einsatz digitaler Techniken muss sich an den medizinischen Gegebenheiten und Notwendigkeiten orientieren“, sagte der Vorsitzende des Hartmannbund-Landesverbandes SchleswigHolstein, Dr. Mark F. Tobis, auf der gemeinsamen Landesdelegiertenversammlung der Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein am 9. Juni in Kiel. Die Digitalisierung dürfe kein Selbstzweck sein. „Die Potenziale sind da, und wir als Ärzteschaft sind angehalten, die Digitalisierung zum Nutzen der Patienten zu gestalten und einzusetzen.“ Bernd Helmecke, Vorsitzender des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ergänzte, dass Big Data durchaus wichtig sei, um Patienten künftig besser versorgen zu können – das DataThereHouse-Projekt des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg sei eine beispielhafte Pionierleistung. „Big Data darf aber nicht global agierenden Konzernen überlassen werden“, so Helmecke.

Entscheidend sei, was den Patienten hilft – so lautete das Credo der Podiumsdiskussion, an der Christine Aschenberg-Dugnus, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, Dr. Stefanie Rudolph vom NCT Heidelberg, der Leiter der Landesvertretung Schleswig-Holstein der Techniker Krankenkasse Dr. Johann Brunkhorst und Tim Wind, Leiter der apoBank Filiale Kiel, teilnahmen. Eine der drängendsten Voraussetzungen für telemedizinische Anwendungen sei aber eine flächendeckend verfügbare und funktionierende Infrastruktur sowie verpflichtende Vorgaben zur Kompatibilität und Interoperabilität, stellte Tobis klar. Vorgaben, die auf politischen Entscheidungen beruhen, die sich weder inhaltlich noch technisch an der Versorgungsrealität orientieren, seien wenig hilfreich, sondern – vor allem hinsichtlich der Akzeptanz in der gesamten Bevölkerung – kontraproduktiv. „Wir würden uns daher sehr freuen, wenn die Politik hier noch stärker auf die Ärzteschaft zuginge, um die Potenziale der Digitalisierung mit uns gemeinsam für die medizinische Versorgung nutzbar zu machen“, waren sich Tobis und Helmecke einig. Beide begrüßten in diesem Zusammenhang das Statement von Christine Aschenberg-Dugnus für Standards in der Interoperabilität und definierte Schnittstellen, um die Vorteile der Digitalisierung schneller nutzbar zu machen und zugleich den Markt für innovative Lösungen offen zu halten. Völlig zurecht habe Frau Aschenberg-Dugnus darauf hingewiesen, dass eine doppelte Dokumentation und ein Medikationsplan auf Papier das Gegenteil von Innovation seien.

Klar sei allerdings auch, so Tobis, dass die persönliche ArztPatienten-Beziehung dabei nicht ausgehöhlt werden dürfe. Jedoch könnten digitale Techniken – sinnvoll eingesetzt und das heißt mit den richtigen politischen Rahmenbedingungen – auch eine wesentliche Rolle zur Stärkung der persönlichen Arzt-PatientenBeziehung spielen, zum Beispiel zur fachübergreifenden Diagnoseerhebung, die die therapeutische Entscheidung positiv unterstützen können. „Entscheidend sind die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, weshalb ich nochmals an die Politik appelliere, mit uns den konstruktiven Dialog zu pflegen.“

Entschließung der gemeinsamen Delegiertenversammlung der Landesverbände Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern