Durchimmunisierung der Bevölkerung wird unnötig verzögert

Der Vorsitzende des Hartmannbund Landesverbandes Brandenburg Dr. Hanjo Pohle kritisiert die Freigabe des AstraZeneca-Vakzins in mehreren Bundesländern, die aus haftungsrechtlicher Sicht für die Ärzteschaft problematisch sei. Zudem erneuert Pohle seine Forderung, Impfzentren zeitnah zu schließen, da ein Festhalten an diesen Strukturen die Durchimmunisierung der Bevölkerung verzögere.

„Mit der Freigabe des AstraZeneca-Vakzins für unter 60-jährige in mehreren Bundesländern, unter anderem in Berlin, erfährt die desaströse Impfstrategie ihren Höhepunkt. Nach individueller Risikoabwägung, ausführlicher Beratung und nach ärztlichem Ermessen sollen Vertragsärztinnen und -ärzte nun auch flächendeckend AstraZeneca-Impfstoff an diese Altersgruppe verimpfen. Leider vergessen die Verordnungsgeber zu erwähnen, dass vor Gericht dann die Beweislastumkehr gilt, das heißt im Schadensfall muss der Arzt erklären, warum er von der Stiko-Empfehlung einer AstraZeneca-Verimpfung nur an über 60-jährige abgewichen ist“, äußert sich Pohle. Möglicherweise sei hierin auch der Hauptgrund zu sehen, weshalb die von den Kommunen und Städten betriebenen Impfzentren nur noch auf mRNA-Impfstoffe setzten.  Ohne eine neue gesetzliche Regelung, die hier Rechtssicherheit schaffen würde, sei eine Empfehlung zur Verimpfung von AstraZeneca an unter 60-jährige fahrlässig sowie unzumutbar und könne Ärztinnen und Ärzte in schwere Bedrängnis bringen. „Wir haben in der Vergangenheit schon öfters Formen des Staatsversagens beklagt und Alternativen vorgeschlagen – dass sich nun auch der Bereich der Gesetzgebung einreiht, ist jedoch besonders gravierend und erhöht leider nicht das Vertrauen in das Funktionieren unseres Gemeinwesens“, macht Pohle deutlich.

Zudem kritisiert der Rathenower Allgemeinmediziner, dass immer noch an den Impfzentren festgehalten werde, obwohl diese durch ihre bloße Weiterexistenz die schnelle Immunisierung der Bevölkerung verhinderten. „Solange nicht alle zugelassenen Vakzine an die grundversorgenden Ärztinnen und Ärzte gehen, wie es dem Wunsch der Patientinnen und Patienten entspricht, wird es weiter zu Verzögerungen kommen. Diese Verzögerungen durch das Festhalten an den Zentren gemeinsam mit den millionenfach ungenutzt lagernden Impfstoffdosen zeigten deutlich das Scheitern der bisherigen Impfstrategie“, so Pohle weiter. Dabei wüssten alle Beteiligten, dass die Vertragsärzteschaft nicht nur kostengünstiger und ressourcensparender, sondern auch um ein Vielfaches schneller impft als die Impfzentren. Das faktenresistente Festhalten an den Impfzentren allen erwiesenen Nachteilen zum Trotz sei nur dadurch zu erklären, dass es offenbar Akteure gebe, die von den Strukturen profitierten.

„Deshalb ergeht nochmals die Forderung an die verantwortlichen Politiker: Schließen Sie die ineffektiven Zentren, geben Sie alle Vakzine in die impfenden Praxen, kaufen Sie mit den eingesparten Mitteln zusätzlichen Impfstoff für unsere Bevölkerung. Bei einer Zweitimpfungsrate von sieben Prozent der Bevölkerung sollten Sie sich dringend Gedanken machen, ob die von Ihnen verfolgte Impfstrategie die richtige ist und schnellstens Anpassungen im Interesse der Ihnen anvertrauten Menschen vornehmen“, so Pohle abschließend.