Ein weiterer Klassiker in der Liste politischer Fehlentscheidungen

In den letzten Tagen hatten bereits verschiedene Akteure gefordert, den Corona-Impfstoff von Novavax statt wie geplant den Impfzentren zukünftig vorrangig den Arztpraxen im Land zur Verfügung zu stellen, unter ihnen die Landesärztekammer Brandenburg und die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg. Aus Sicht des Vorsitzenden des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle, reiht sich die politische Entscheidung der Novavax-Impfstoffzuteilung in eine lange Liste ministerieller Ungereimtheiten, Fehleinschätzungen und völlig uneinheitlicher Handlungsoptionen in der Pandemiebekämpfung ein. „Bekanntermaßen sind Impfskeptiker – die ja mit diesem Vakzin, das ohne mRNA oder DNA-Bestandteile auskommt, angesprochen werden sollen – eine besonders sensible und kritische Zielgruppe. Dabei liegt es jedoch auf der Hand, dass das Novavax-Vakzin bedingt durch seine Herstellung und Inhaltsstoffe einen erheblichen Aufklärungsbedarf und Überzeugungsarbeit mit sich bringt. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen im Umgang mit impfskeptischen Patientinnen und Patienten bin ich der Überzeugung, dass diese Gespräche nur im Rahmen eines lange bestehenden vertrauten Arzt-Patienten-Verhältnisses in einer Arztpraxis geleistet werden können. Ob ein Impfzentrum mit seinen eher unpersönlichen Kontakten hierfür geeignet ist, bezweifle ich stark“, sagt der Rathenower Allgemeinmediziner.

Pohle erklärt weiter: „Besonders herausstellen möchte ich etwa die Tatsache, dass der proteinbasierte Impfstoff Nuvaxovid (NVX-CoV2373) winzige Nanopartikel des Erregers enthält, gegen den die Impfung schützen soll. Bekanntermaßen wird das Spikeprotein des Erregers zunächst massenhaft in Insektenzellkulturen erzeugt und dann mit künstlichen Lipid-Nanopartikeln kombiniert. Aber auch das enthaltene Adjuvans erfordert einen gewissen Erklärungsbedarf. Dabei handelt es sich um einen Wirkverstärker, der erforderlich ist, um eine ausreichende Impfantwort zu erzeugen. Das Adjuvans besteht ebenfalls aus Nanopartikeln, die unter anderem aus dem Rindenextrakt des chilenischen Seifenrindenbaumes hergestellt werden. Es handelt sich also um komplexe Fragen die Herstellung und auch die Bestandteile des Impfstoffs betreffend, deren Beantwortung ein vertrautes Umfeld zwischen Arzt und Patient geradezu voraussetzt.“

Sollte die nicht nachvollziehbare Entscheidung, nur die Impfzentren mit Novavax zu versorgen, nicht rückgängig gemacht werden, werde in Pohles Augen die sich durch den neuen Impfstoff bietende Chance, gezielt Impfskeptiker anzusprechen und einen Durchbruch bei der Impfwilligkeit der noch Ungeimpften zu erzielen, verspielt. „Dies wäre ein weiterer Klassiker in der langen Liste der bisherigen Fehleinschätzungen im Pandemiemanagement“, so der Brandenburger Hartmannbund-Vorsitzende abschließend.