Ergebnis unterstreicht Notwendigkeit für Protestwoche der Brandenburgischen Ärzteschaft

Aus Sicht des Hartmannbund Landesverbandes Brandenburg ist der per Schiedsspruch gefallene Beschluss zur Orientierungspunkt-Anpassung für 2023 in Höhe von zwei Prozent desaströs für die niedergelassene Ärzteschaft. „Dieses Ergebnis offenbart die Unfähigkeit, Systemfehler im Interesse aller Versicherten schnell und effizient zu ändern. Während in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens schnelle, auch finanzielle Anpassungen an aktuelle Entwicklungen möglich sind, ist dies im GKV-Versorgungsbereich nicht vorgesehen, wodurch alle wesentlichen Risiken den einzelnen Ärztinnen und Ärzten überlassen werden. Gerade in einem Jahr explodierender Inflation und genereller aus dem Ruder laufender Teuerungsraten zeigt sich, wie anachronistisch das Verfahren ist, aktuelle notwendige Entscheidungen zum Orientierungspunktwert zur Sicherung der Versorgungsbereitschaft aller Praxen und MVZs von den Analysedaten des letzten und vorletzten Jahres abhängig zu machen“, macht der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle deutlich.

So werde im Kontext weiterer politisch-kreativer Versuche aus dem Hause Lauterbach – wie etwa des Vorhabens, flächendecke Gesundheitskioske für eine Milliarde Euro aufzubauen, der ambulante Versorgungsarm, welcher die Versorgungssicherheit für die Patientinnen und Patienten garantiert und von diesen zu Recht eine hohe Akzeptanz erfährt – regelrecht an die Wand gefahren. „Dies alles wäre eine Comic-Folge aus der Serie ‚der gespielte Witz‘ wert, wenn es nicht so traurig wäre. Hier zeigt sich exemplarisch der ganze Reformbedarf eines in die Jahre gekommenen Systems“, so Pohle weiter.

Die Faktenresistenz und die fehlende Einsicht der politisch Verantwortlichen, die Lage der Vertragsärztinnen und -ärzte anzuerkennen, werde letztere über kurz oder lang zwangsläufig zu Effizienzbetrachtungen zwingen, warnt der Rathenower Allgemeinmediziner. In der Folge würden immer mehr betriebswirtschaftliche Kriterien zum Maß der Patientenbetreuung werden – „und die Patientinnen und Patienten werden hier leider nicht die Gewinner sein“, so Pohle.

Die jüngsten, allesamt bedauernswerten Veränderungen im ambulanten Gesundheitssektor seien letztlich nur noch mit einem Hilfsprogramm für Vertragsärzte, ähnlich der in Brandenburg beschlossenen Programme für stationäre Einrichtungen zu verhindern. Sonst bliebe nur die angesprochene Alternative einer merkantil ausgerichteten Anpassung an die neuen Entwicklungen – mit der unvermeidlichen Folge von Abstrichen in der Versorgung in puncto Quantität und Qualität. Zu verantworten hätten dies allein die politisch Verantwortlichen, die sich einmal mehr der Lage der bereits seit Jahren an der Belastungsgrenze arbeitenden niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte – deren Systemrelevanz ansonsten gerne in Sonntagsreden betont werde – verweigerten.

„Ärztinnen und Ärzte müssen nun ein Zeichen setzen, um auf die wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen der Praxen aufmerksam zu machen. Deshalb unterstützt der Hartmannbund Brandenburg ausdrücklich die Protestwoche der Brandenburgischen Ärzteschaft, damit im flächenmäßig fünftgrößten Bundesland nicht die Lichter ausgehen!“, so Pohle abschließend. Bei der Protestwoche der Brandenburger Ärzteschaft handelt es sich um eine für Anfang Oktober geplante Aktionswoche, in der die Brandenburger Praxen ausschließlich „Dienst nach Vorschrift“ mit deutlich verkürzten Sprechstundenzeiten leisten.