Der Hartmannbund Landesvorsitzende aus Bremen, Michael Langholz, äußert sich kritisch zum Konzept von Stadtteil- und Gesundheitszentren. In der aktuell vorgeschlagenen Form seien diese Einrichtungen nach Auffassung des Facharztes nicht geeignet, um die medizinische Versorgung vor Ort effektiv zu verbessern.
„Wollen wir wirklich einen weiteren, kostenintensiven Versorgungszweig innerhalb der ambulanten Medizin aufbauen?“, hinterfragt Langholz. „Nicht umsonst sind diese Ansätze in der Gesetzesinitiative gescheitert und werden hoffentlich auch in der nächsten Regierungskonstellation ab Herbst 2025 keine Unterstützung finden. Es ist nicht förderlich, allen Bundesländern ein Konzept unabhängig von deren tatsächlichen Bedarfen überzustülpen. Ein Stadtstaat wie Bremen ist nicht mit einem Flächenland wie Niedersachsen gleichzusetzen.“
Langholz plädiert daher für die Möglichkeit, dass einzelne Bundesländer, Städte und Kommunen niederschwellige Versorgungsangebote freiwillig einführen könnten, beispielsweise unter ihrem jeweiligen Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD). Denn „eine solche Einrichtung kann für vulnerable Gruppen wegweisend sein“, weiß der Mediziner. Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status oder Sprachbarrieren müsse ein einfacher Zugang zum Gesundheitssystem angeboten werden, dies stünde nicht zur Debatte. „Doch sollten wir nicht den Eindruck erwecken, als ob in den betroffenen Gebieten keinerlei medizinische Versorgung vorhanden wäre. Vielmehr ist die Herausforderung, dass die Arbeitsbedingungen dort häufig als unattraktiv empfunden werden oder von der Politik negativ bewertet werden.“
Stadtteilgesundheitszentren allein würden laut Langholz das Problem der zu niedrigen Arztdichte und der Versorgungslücken in den entsprechenden Vierteln nicht lösen können: „Der ambulante Sektor steht bereits jetzt vor dem Kollaps. Nicht nur wegen der Überalterung der Ärzteschaft und des Mangels an ärztlichem Nachwuchs. Eine zwangsweise Rekrutierung für solche Gesundheitszentren verstärkt bekannte Probleme: An anderer Stelle fehlen dann die Behandlungsstunden, Patientinnen und Patienten durchleben stetige Arztwechsel, anstatt einen konstanten Ansprechpartner zu haben.“
Der Vorsitzende des Hartmannbunds Bremen schlägt daher die folgende Lösung vor: „Wenn man die Versorgungssituation von sozialökonomisch benachteiligten Bevölkerungsgruppen verbessern möchte, warum nicht mit einem deutlich gestärkten ÖGD? Dieser bildet bereits als multiprofessionelles Team die dritte Säule unseres Gesundheitssystems.“
Der ÖGD biete bereits soziale, psychologische, Sucht- und Impfberatung sowie Gesundheitsförderung und Prävention. „Durch einen ausgebauten, starken ÖGD wären fast alle der geforderten Punkte bereits berücksichtigt“, so Langholz. „Ein vierter Sektor in Form von Gesundheitszentren wäre nicht notwendig. Bereits vorhandene Ressourcen würden gestärkt sowie gezielt, effektiv und sinnvoll eingesetzt. So sollte es doch eigentlich sein?“, schließt der niedergelassene Facharzt für Augenheilkunde seine Ausführungen.