Hartmannbund Brandenburg: Wir haben kein Problem, wir sind das Problem

Der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle, fordert die Kassenärztlichen Vereinigungen Deutschlands auf, nicht in Resignation zu versinken und den Aufruf der KV Hessen zu Praxisschließungen und Protesttagen zwischen dem 27. und 29. Dezember 2023 zu unterstützen.

„Ich danke den Verantwortlichen der KV Hessen für ihr couragiertes Einstehen für die genuin ärztlichen Interessen. Zeigt doch dieses klare Bekenntnis eines KV-Vorstandes, dass die Zeit der Sonntagsreden und der harmlosen Protestaktionen mit homöopathischer Wirkung vorbei und nun die Stunde der Leistungseinschränkungen gekommen ist. Dies ist leider unumgänglich, solange unsere berechtigten Forderungen zum Erhalt der Versorgung an der Ignoranz oder möglicherweise auch Inkompetenz der verantwortlichen Politiker abprallen“, äußert sich der Rathenower Allgemeinmediziner.

Die Situation in den Praxen sei längst selbst zum akuten Behandlungsfall geworden. Immer weniger niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sollten mehr Patienten versorgen, gleichzeitig werde die Vertragsärzteschaft mit steigenden Kosten allein gelassen bzw. mit Honoraranpassungen weit unterhalb der Inflationsrate abgespeist. „Dagegen wehren wir uns, indem wir unsere Praxen an den letzten drei Dezembertagen nicht für die Patientenversorgung öffnen, bei Erhalt der Notfallversorgung, um stattdessen den Berg an Bürokratie abzubauen, unserer gesetzlichen Pflicht zur Fortbildung nachzukommen und unseren MFAs ein paar wohlverdiente Tage der Erholung zuzugestehen“, so Pohle weiter.

Wenn die Politik weiterhin eine gute ambulante Versorgung wolle, müsse sie endlich für entsprechende Bedingungen sorgen, stellt Pohle klar. Und an die Adresse der ärztlichen Funktionäre gewandt, macht der Rathenower Allgemeinmediziner deutlich, dass es nicht genüge, wenn sich die deutsche Vertragsärzteschaft zur sommerlichen Krisensitzung treffe, bunte Fähnchen schwenke und sich minutenlang selbst applaudiere. Entgegen allen Beteuerungen, dass es ein „Weiter so“ nicht geben dürfe, sei offensichtlich die berufspolitische Normalität der selbstverordneten Machtlosigkeit eingekehrt. Somit stelle sich die Frage, was jetzt folgen solle, ob wir uns geschlagen geben und uns selbst unglaubwürdig machen, oder ob wir Handlungsstärke beweisen. Etwas Hoffnung mache zumindest die unterstützende Aussage des KBV-Vorsitzenden Gassen, der uns auf der Vertreterversammlung der KVBB am 24. November in Potsdam zurief: „Wir haben es selbst in der Hand, ob es kein ‚Weiter so‘ gibt, wir müssen es bloß machen! Nur dann werden wir gehört.“

Leider jedoch sei die innerärztliche Tendenz groß, sich einlullen zu lassen von Bedenkenträgern, welche die ärztliche Fürsorge ausbeuten wollten, ungerechtfertigterweise die Ethikkeule schwängen und auf die immer mehr nur einseitige Partnerschaft mit Krankenkassen pochten. „All das bringt uns weder Wertschätzung noch rettet dies unsere Praxen vor dem Kollaps. Die Antwort kann nur darin liegen, den Protest aufrechtzuerhalten, die Geringschätzung unserer Tätigkeit und den Ausverkauf der ambulanten Versorgung zu bekämpfen und durch die Reduzierung der Leistungen auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß Politik und Gesellschaft schon jetzt zu verdeutlichen, welche Auswirkung das Kaputtsparen ambulanter Strukturen habe. Hier steht ein Verlust an hochwertiger Versorgung auf dem Spiel, der seines gleichen sucht“, so Pohle abschließend.