„Im Rahmen der geplanten Krankenhausstrukturreform, die auch vor Bremen nicht Halt machen wird, muss die ärztliche Weiterbildung besser heute als morgen neu gedacht werden“, kritisiert Michael Langholz, Vorsitzender im Hartmannbund Bremen und macht sich für das Modell einer Verbundweiterbildung stark. Nach Auffassung des Facharztes für Augenheilkunde findet dieser Aspekt im Konglomerat der Reformvorhaben des Bundesgesundheitsministers zur Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft weiterhin zu wenig Berücksichtigung: „Wie sollen immer weniger Kliniken und immer spezialisiertere Maximalversorger den zukünftigen Bedarf an Ärztinnen und Ärzten decken? Kliniken, die verstärkt und auch politisch gewollt an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und Quantität gemessen werden. Die zunehmende Spezialisierung wird zwangsläufig der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit vergleichsweise einfachen Beschwerden wie einem unkomplizierten Bruch den Rang ablaufen. Es mangelt an Personal.“
Ferner wäre der ambulante Sektor im Reformprozess bisher noch viel zu wenig einbezogen worden. Bei dem Propagieren eines sektorenübergreifenden Versorgungsansatzes sollte aber allen Beteiligten klar sein, dass der ambulante und stationäre Sektor nur gemeinsam das öffentliche Gesundheitswesen aufrechterhalten können. Die stiefmütterliche Behandlung einer Struktur führe zwangsläufig auch zu einer Benachteiligung der anderen.
„Aus diesem Grund muss es jungen Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung ermöglicht werden, ihre Weiterbildung auch sektorenübergreifend erfolgreich und qualifiziert abzuschließen.
Ein Wechsel aus der Klinik in die Praxis und umgekehrt darf nicht zu Lasten des medizinischen Nachwuchses gehen. Eine sektorenübergreifende flexible Verbundweiterbildung wäre ein relevanter Baustein für eine zukunftsfähige haus- und fachärztliche Versorgung, die besonders im Rahmen der ambulantisierten Nachsorge, aber auch für eine dauerhafte, wohnortnahe Versorgung dringend notwendig wäre“, so der Niedergelassene.
Eine sektorenübergreifende Weiterbildungsstruktur habe das Potenzial, die Zukunftsfähigkeit der Gesundheitsversorgung im Land Bremen zu stärken: „Bei entsprechender Zusammenarbeit und Unterstützung auch von Seiten des Landes Bremen, mit Krankenkassen, Kliniken, Niedergelassenen, Patientinnen und Patienten, könnten wir die zukünftige medizinische Versorgung im Land Bremen langfristig sichern“, sinniert Michael Langholz. „Dafür muss man über die eigenen gedanklichen Hürden springen, Weiterbildung neu denken und attraktive Angebote für unsere jungen Kolleginnen und Kollegen schaffen, die sich an den veränderten Lebensmodellen unserer Zeit orientiert.“
Anpacken und gemeinsame Konzepte zu schaffen, statt auf weitere Geistesblitze des Bundesgesundheitsministers zu warten, sei das Gebot der Stunde.