Die bereits seit Dezember anhaltenden Tarifstreitigkeiten zwischen der Ameos-Leitung und dem Klinikpersonal – insbesondere die kaum verhohlenen Kündigungsdrohungen – bieten erheblichen Anlass zur Sorge mit Blick auf die zukünftige Versorgungssicherheit an den betroffenen Klinikstandorten. So lautet die Einschätzung des Vorsitzenden des Hartmannbund-Landesverbandes Sachsen-Anhalt Dipl.-Med. Bruno Jung zu den aktuellen Ereignissen an den fünf Klinikstandorten Bernburg, Aschersleben, Schönebeck, Staßfurt und Haldensleben.
„Bei allem Verständnis für die ökonomisch nicht immer einfache Situation der überwiegenden Mehrheit deutscher Krankenhäuser hat Ameos mit der Übernahme der Kliniken in Sachsen-Anhalt auch eine – zumindest moralische – Verpflichtung übernommen, diese Standorte als Einrichtungen der Daseinsvorsorge zum Wohle der Bevölkerung zu erhalten“, äußert sich Jung. In diesem Sinne sei bei jeder Auseinandersetzung auch irgendwann der Punkt erreicht, an dem sich die Parteien zur Wahrung gemeinsamer Interessen wieder zusammensetzen müssen. Dazu seien eben Tarifverhandlungen das bewährte und am besten funktionierende Instrument.
„Darüber hinaus weisen die von Ameos angebotenen individuellen Arbeitsverträge anstelle der in den Kliniken üblichen Tarifverträge die grundsätzliche Problematik auf, dass Verunsicherung und Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern zunehmen, wie auch der aktuelle Konflikt zeigt. In dieser Hinsicht bieten Tarifverträge mit ihren einheitlichen Konditionen auch einen Vorteil für die Arbeitgeber.“
Schließlich befürchtet Jung mit Blick auf die Versorgungssicherheit einen Standort-Nachteil für die sachsen-anhaltinischen Kliniken, da bundesweit vergleichbare Tarifverträge ein wichtiges Kriterium bei der Suche junger Ärztinnen und Ärzte nach geeigneten Stellen seien.