Lesinski-Schiedat: Reformen zur Verbesserung der Patientensteuerung gefordert  

In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem fordert die Vorsitzende des Hartmannbundes in Niedersachsen, Prof. Anke Lesinski-Schiedat, die Patientensteuerung mehr in den Fokus zu stellen. Die Patientenwünsche und -nachfragen, die einem eklatant hohen Mangel an Fachkräften gegenüberstünden, würden ansonsten weiterhin zu hohen Wartezeiten bei der Terminvergabe führen und letztlich Patientinnen und Patienten wie auch Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen belasten.

Prof. Lesinski-Schiedat hebt die Dringlichkeit hervor, eine sinnvolle Patientensteuerung endlich zu implementieren: „Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat ambitionierte Pläne, sollte jedoch die dringend notwendige Patientensteuerung auch im ambulanten Bereich nicht aus den Augen verlieren. Es ist essenziell, die Vielzahl an Patientinnen und Patienten medizinisch fachgerecht und somit effizient auf die vorhandenen medizinischen Kapazitäten zu verteilen. Nur durch eine gezielte Steuerung können wir sicherstellen, dass alle Patientinnen und Patienten die notwendige Versorgung zum richtigen Zeitpunkt erhalten.“

Aktuell sind viele Patientinnen und Patienten in den Augen der Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde nicht ausreichend über die Funktion und Nutzungsmöglichkeiten der Hotline 116117 oder das Instrument der Strukturierten medizinischen Ersteinschätzung in Deutschland (SmeD) informiert. „Menschen mit gesundheitlichen Problemen müssen in die Lage versetzt werden, gezielt die richtigen Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Auch eine klare Kommunikation über die verpflichtende Wahrnehmung oder fristgerechte Absage von Terminen ist unerlässlich, um die Effizienz unseres Systems zu steigern.“

Dabei könnten zentrale Plattformen wie SmeD eine deutliche Effizienzsteigerung bewirken. „Durch die Bündelung aller relevanten Informationen und Dienstleistungen an einem Ort wird eine gezielte und effektive Patientenlenkung möglich. Eine benutzerfreundliche App oder moderne Online-Terminvereinbarungssysteme können hierbei entscheidend sein. So kann durch die Beantwortung eines Fragenkataloges den Patientinnen und Patienten ermöglicht werden, gezielt die richtige medizinische Fachrichtung zu wählen und den passenden Termin online zu buchen“, führt Prof. Lesinski-Schiedat aus. „Dadurch könnten Fehlbuchungen reduziert und die Patientenströme gezielter gesteuert werden. Bevor das Bundesgesundheitsministerium neue Instrumente etabliert, sollten die vorhandenen Angebote gestärkt und in der Öffentlichkeit besser beworben werden. Auch die Gesetzlichen Krankenversicherungen haben hier eine besondere Verantwortung – sie sollten ihre Versicherten fortlaufend informieren und dadurch schulen.“

Doch die Vorsitzende des niedersächsischen Hartmannbundes hat noch weiterführende Ideen: So könnten auch Erstgespräche per Videoanruf eine effektive Methode bieten, um Patientinnen und Patienten initial zu triagieren und an die richtigen Spezialisten weiterzuleiten. „Gut informierte Patientinnen und Patienten treffen bessere Entscheidungen und tragen so zur Effizienz des gesamten Systems bei“, betont Prof. Lesinski-Schiedat. „Es ist an der Zeit, die bestehenden Strukturen zu überprüfen und im Zweifelsfall durch innovative Ansätze zu ersetzen.“

Mit dem bevorstehenden Ruhestand von rund 20 Prozent der Praxisinhaberinnen und -inhaber in den nächsten Jahren ist es umso dringlicher, die Ressourcen klug zu nutzen und eine patientenorientierte Gesundheitsversorgung sicherzustellen. „Wir müssen jetzt handeln, um zukünftige Wartezeiten und Engpässe in der Versorgung zu vermeiden“, schließt Prof. Lesinski-Schiedat.