Lipp: Grundübel liegt in ökonomisch getriggertem Leistungskatalog

Leipzig, 26.03.2019 in Sachsen ist ein heftiger Streit um Regressforderungen gegen Ärzte zwischen dem vor kurzem gegründeten sächsischen Landesverband der Ärztegewerkschaft IG Med und der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens (KVS) entbrannt. Der Auslöser des Konflikts liegt in den immer noch möglichen drohenden Regressbescheiden der KVS gerade auch dann, wenn Ärzte ihre „Zeithöchstgrenzen“ im Behandlungsfall überschritten haben. Der Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen des Hartmannbundes, Dr. med. Thomas Lipp, selbst niedergelassener Allgemeinmediziner in Leipzig, kennt das Problem aus eigener Erfahrung. Nach seiner Einschätzung ist der jetzt entfesselte Streit aber wenig zielführend und das Grundübel an ganz anderer Stelle zu suchen:

 „Uns Ärztinnen und Ärzten wird an dieser Stelle durch den Gesetzgeber und die Krankenkassen ein ökonomisch getriggertes und damit fehlgesteuertes Grundsystem aufgezwungen, was in seinen Auswüchsen fast zu einer Perversion in der Versorgung am Patienten führt bzw. führen muss“, konstatiert Lipp und weist darauf hin, dass in diesem System jede Leistung mit einem bestimmten Zeitfaktor hinterlegt ist und nur die Einhaltung dieses Zeitfaktors die Abrechenbarkeit eine Leistung definiere. Auf diese Weise sei die Patientenversorgung zeitlich getaktet, was für ihn als Arzt zu einer Absurdität in der täglichen Versorgungpraxis führe. „Als Vertragsarzt fühle ich mich selbstverständlich zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet, aber dies dürfe nicht zu solchen Auswüchsen führen“, so Lipp. In der Sache stimme er der IG Med zwar zu, aber der schwarze Peter gehe hier zu Unrecht an die KVSA. Aufgefordert seien vielmehr die Politik und die Krankenkassen, dieses grundlegende Übel einer industriealisierten Medizin an der Wurzel zu packen und für eine nicht nur an dieser Stelle längst überfällige Reform zu sorgen.