Locher: Düsseldorfer Amtsarztakademie will Bayerns Traditionseinrichtung zu einer Düsseldorfer Filiale machen!

Der Vorsitzende des Hartmannbund Landesverband Bayern, Prof. Dr. med. Wolfgang Locher M.A., warnt die Bayerische Staatsregierung – insbesondere das den „Düsseldorfer Plänen“ zugeneigte Innenministerium davor, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in Bayern in den Rücken zu fallen und eine stolze bayerische Tradition zu beenden. Die den ÖGD für Ärzte überhaupt erst attraktiv machende akademische Prägung würde so massiven Schaden erleiden.

Hintergrund: In der Bewältigung der derzeitigen Coronapandemie spielen die Gesundheitsämter und die in ihnen tätigen Amtsärzte eine tragende Rolle. Allgemein ist wenig bekannt, dass die Ausbildung eines Amtsarztes eine Facharztweiterbildung in Öffentliches Gesundheitswesen beinhaltet. Der theoretische Teil dieser Weiterbildung findet in Bayern traditionell an der „Akademie für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit“ (AGL) des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in München statt. Eine bayerische Besonderheit ist, dass damit der Erwerb eines international anerkannten Masterabschlusses in Public Health an der Max-von-Pettenkofer-School of Public Health möglich ist. Die Pettenkofer-School of Public Health ist eine von der Universität München, dem Helmholtz-Zentrum und dem Bayerischen LGL getragene Einrichtung von internationalem Renommee.

Im Zuge des Geldregens (4 Milliarden-Pakt für den ÖGD), der in den nächsten zehn Jahren über dem ÖGD niedergehen soll, will nun die Düsseldorfer Amtsarzt-Akademie die bislang eigenständigen Akademien für das Öffentliche Gesundheitswesen in Sachsen, Baden-Württemberg und vor allem Bayern unter ihrem Dach in Düsseldorf zusammenführen. Der Vorschlag hierzu wurde auf der Sitzung der „Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden“ (AOLG) am 26. November 2020 präsentiert. Die betroffenen Länder sollen sich bis zum 7. Dezember 2020 dazu äußern.

„Ein solches Konstrukt würde die für eine Weiterentwicklung notwendige belebende Pluralität der föderalen Strukturen und der Länderhoheiten, auch als Wettbewerb der Institutionen, abschaffen“, befürchtet Locher. Die Ludwig-Maximilians-Universität München wäre wohl absehbar nicht geneigt, die Weiterbildung einer Akademie ohne eigene Forschungskapazitäten und -kompetenzen als gleichwertig zu universitären Studienangeboten anzuerkennen. Hier konnte die AGL die zahlreichen anwendungsbezogenen Forschungsaktivitäten des LGL mit einbringen, mit teilweise international höchstklassiger Forschung – so ist das LGL beispielsweise zertifizierte europäische Ausbildungsstätte für Infektionsepidemiologie und zertifiziertes Europäisches Public-Health-Labor.

Lochers Fazit: Die geplante Zusammenführung würde den ÖGD in Bayern in seiner Herzkammer und damit in seiner Wissenschaftlichkeit schwächen, nicht stärken. Im Gegenteil sollte aus Sicht des bayerischen Hartmannbundes eine universitätsnahe Weiterbildung im Fachgebiet Öffentliches Gesundheitswesen zum Modell für alle Bundesländer werden – z. B. von dem im Rahmen des „Paktes für den ÖGD“ dringlichen und auch vom Hartmannbund geforderten neu einzurichtenden bundesweiten ÖGD-Professuren.