Locher: Sorge um die Denk- und Wissenschaftsfreiheit – auch im Kampf gegen das Coronavirus

Ist die wissenschaftliche Wahrheitsfindung zunehmend gefährdet? Gerät die Wissenschaft zunehmend in Gefahr, unter die Kontrolle nichtwissenschaftlich motivierter Instanzen und höher bewerteter Wahrheiten zu geraten? Vor dem Hintergrund der vor 150 Jahren auf dem I. Vatikanischen Konzil verkündeten päpstlichen Unfehlbarkeit in lehramtlichen Entscheidungen erinnert Prof. Dr. med. Wolfgang G. Locher, der Vorsitzende des Hartmannbundes in Bayern, an die untrennbar mit dem modernen Forscherkodex verbundene Denk- und Wissenschaftsfreiheit. Zahlreiche Wissenschaftler befürchteten damals, dass die für Glauben und Sitte geltende päpstliche Infallibilität sich auch zu einer Bedrohung für die Denkfreiheit in der Wissenschaft auswachse und protestierten daher vehement gegen die neue päpstliche Kompetenz.

Locher, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Hochschulausschusses der Bayerischen Landesärztekammer ist, erkennt auch im heutigen Wissenschaftsbetrieb Gefahren für eine von nichtwissenschaftlichen Autoritäten und zeitgeistigen Strömungen unabhängige Forschung. „Die Wissenschaften müssen achtsam sein“, warnt Locher. Im anfänglichen Streit um den Nutzen des Nasen- und Mundschutzes gegen das Coronavirus zum Beispiel hätten sich, so sein Eindruck, Vertreter der Heilwissenschaft der Politik zu beliebig angedient, als es – vor dem Hintergrund eines unzureichenden Bestandes an Schutzmasken – galt, die Sinnhaftigkeit des Tragens einer Maske in Frage zu stellen. Auch der zu Tage getretene Skandal mit erfundenen Daten von nichtexistierenden Corona-Patienten, auf die Forscher weltweit ohne jegliche Grundlagenprüfung ihre Forschungen zum Coronavirus gestützt hätten, sei kein Ruhmesblatt für seriöse Wissenschaft, so Locher.