Die Hartmannbund Landesverbände Brandenburg und Thüringen weisen den in dieser Woche publik gewordenen Forderungskatalog des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) entschieden zurück. „Wir sind entsetzt über das Ausmaß an Inkompetenz und auch Impertinenz, das die vdek-Funktionäre den Versorgungsstrukturen der Vertragsärzteschaft entgegenbringen. Damit beweist der Ersatzkassenverband vor allem eines – seine eigene Verzichtbarkeit. In den Äußerungen – etwa, dass die Beiträge der Versicherten das Geld der Ersatzkassen seien – kommt eine derart haarsträubende, stümperhaft und unprofessionell anmutende Betrachtungsweise auf die ambulante medizinische Versorgung zum Ausdruck, dass davon ausgegangen werden muss, die Protagonisten des Ersatzkassenverbandes verstünden ihre eigene Rolle im Gesundheitssystem nicht mehr. Einmal mehr stellt sich die Frage, ob diese Kassen in ihrer Vielfalt überhaupt erforderlich sind – und wenn die Politik hier Potentiale für Effizienzsteigerung sähe, wäre dies kaum verwunderlich“, erklären die Vorsitzenden der Hartmannbund-Landesverbände Brandenburg und Thüringen, Dr. Hanjo Pohle und Dr. Jörg Müller gemeinsam.
Es zeuge von atemberaubender Inkompetenz der Spitzenfunktionäre der Ersatzkassen, die ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte, die bereits seit Jahren am Limit arbeiteten und immer mehr Patientinnen und Patienten versorgten, ohne adäquate Bezahlung zu mehr Arbeitszeit verpflichten zu wollen. Diese Idee könne nur als erneuter Beleg aufgefasst werden, dass die Sozialpartnerschaft zwischen Ärzteschaft und (Ersatz-)Kassen längst von letzteren aufgekündigt worden sei. Ohnehin sei es fragwürdig, einseitig die Forderung nach einer Budgetierung – sprich Nichtzahlung ärztlicher Leistungen – zu erheben, während die Ersatzkassen ihre eigenen Ausgaben für die Verwaltung im Durchschnitt um 10,9 Prozent erhöhten. „Offenbar nicht fähig, diesen Widerspruch zu erkennen, scheint es dem vdek nur darum zu gehen, der Vertragsärzteschaft noch engere Fesseln anzulegen“, kritisiert Pohle.
Des Weiteren sei jeder Arzt zu verstehen, der seine Ersatzkassenpatienten darüber aufkläre, wie wenig diese Kassen offensichtlich von einer fair vergüteten Patientenversorgung hielten. Und auch ein in diesem Kontext erfolgender Hinweis, dass es durchaus Kassen gebe, die in der Vergütung der Primärversorgung andere Wege gingen, könne den behandelnden Ärzten kaum zum Vorwurf gemacht werden. „Ich hoffe, dass es klar und deutlich bei den Ersatzkassen ankommt, dass diese Forderungen völlig inakzeptabel sind und einer Richtigstellung gegenüber der Vertragsärzteschaft bedürfen“, ergänzt Müller.
„Insgesamt zeugen die destruktiven Äußerungen des vdek von einer erschreckenden Ignoranz gegenüber den anstehenden gesellschaftspolitischen Veränderungen und auch massiv zunehmenden Herausforderungen. Statt gemeinsam mit der Ärzteschaft Mittel und Wege zu finden, wie die bisher in der Regel immer noch qualitativ hohe Versorgung der Bevölkerung aufrechterhalten werden kann, greift der Kassenverband immer noch in die Mottenkiste der Budgetierung. Dass die fortgesetzte Nichtzahlung von Leistungen in einer Zeit, wo Praxen bereits jetzt immer mehr Patienten mitversorgen sollen, letztlich patientenfeindlich ist und nicht die Lösung darstellen kann, sollte eigentlich allen Akteuren klar sein. Die hier zum Ausdruck gebrachte mangelnde Wertschätzung ist es letztlich, welche die Ärzte aus der Versorgung treibt und die Axt an die ambulante Patientenversorgung legt – wir Ärzte sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung des Problems“, machen die beiden Landesverbands-Vorsitzenden abschließend deutlich.