Die gestern bekannt gewordene Einigung zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem GKV-Spitzenverband in den Finanzierungsverhandlungen auf eine Erhöhung des Orientierungswertes (OW) um 3,85 Prozent ist aus Sicht des Vorsitzenden des Hartmannbund Landesverbandes Thüringen, Dr. Jörg Müller, völlig inakzeptabel. „Eine Punktwerterhöhung von 3,85 Prozent bildet gerade einmal die Personalkostensteigerungen in den Praxen ab, keineswegs jedoch weitere Gesamtkosten in den Praxen wie Energiekosten oder Praxisbedarf. Faktisch werden die Praxisgewinne somit weiter sinken, was für die letzten Jahre nun sogar das Statistische Bundesamt amtlich bestätigt hat. Dass dieser Beschluss auch noch einstimmig im Bewertungsausschuss erfolgte, empfinde ich als weiteren deutlichen Tritt in den Allerwertesten durch die Kassenvertreter aber auch die Vertreter der KBV für uns Vertragsärztinnen und -ärzte”, macht der Geraer Augenarzt klar.
Für Müller zeigt dieses Ergebnis, dass das bisherige Verfahren zur Bestimmung des Orientierungswertes überholt ist. So muss sich niemand wundern, dass die ambulante vertragsärztliche Versorgung an vielen Stellen immer problematischer wird und der ärztliche Nachwuchs vielerorts ausbleibt. „Das KV-System bemüht sich intensiv, zukünftige sowie fertige junge Ärztinnen und Ärzte mit Anreizen in die vertragsärztliche Versorgung zu locken – in Thüringen etwa durch Ärztescouts, Stipendien etc. – dann verweigert es aber die angemessene Honorierung erbrachter und benötigter Leistungen. Das Ganze wird dann in vielen Bereichen noch durch die Budgetierung potenziert. Wie sollen wir so jungen Kolleginnen und Kollegen noch eine Tätigkeit als niedergelassener Arzt empfehlen, wenn die finanziellen Daumenschrauben immer enger werden und die Planungssicherheit immer mehr verloren geht?“, so der Geraer Augenarzt abschließend.