Offener Brief: Bestmögliche Examensbedingungen für die Studierenden aus dem vorzeitigen praktischen Jahr

Die Studierenden im Hartmannbund haben heute dem Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen einen Offenen Brief geschrieben, um angesichts des deutlich höheren Prüfungsdrucks um Unterstützung zu bitten:

Sehr geehrte Frau Professorin Jünger,

wir wenden uns an Sie, weil für die Studierenden aus dem vorzeitigen PJ in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt in Kürze der zweite und dritte Abschnitt der ärztlichen Prüfung anstehen. Wie Sie wissen, stellen beide Examina für die betroffenen Studierenden eine besondere Belastung da. Statt der üblichen 100 Lerntage bleiben ihnen zwischen dem Ende des Praktischen Jahres und dem Prüfungstermin nur 42 Tage. Diese Lernzeit müssen sie zusätzlich auch für die Vorbereitung auf M3 nutzen, da der dritte Abschnitt der ärztlichen Prüfung im schlechtesten Fall schon zwei Wochen später erfolgt. Die Lernskripte, die das impp zusammen mit Amboss und Thieme ausgearbeitet hat, sind dabei natürlich eine große Hilfe. Trotzdem ist der Prüfungsdruck deutlich höher als unter den regulären Bedingungen. Deshalb möchten wir Sie bitten, sich für die betroffenen Studierenden einzusetzen und die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:

Abweichend von der Approbationsordnung sieht §8 der AbweichungsVGO die Integration von Covid19-Fragestellungen in das Examen vor. Dieser neue Prüfungsbestandteil war ursprünglich gedacht, um den Studierenden im vorzeitigen PJ, die ohnehin weniger Vorbereitungszeit haben, entgegenzukommen. Dem lag die Annahme zugrunde, dass die Studierenden überwiegend auf den Coronastationen eingesetzt werden würden. Die meisten PJler hatten allerdings in den vergangenen Monaten keinen oder nur sehr wenig Kontakt zu infizierten Patienten. Das Thema Corona als zusätzlicher Prüfungsbestandteil würde sie somit nicht entlasten, sondern zusätzlichen Lernstoff bedeuten. Erschwerend käme die ständige Fortschreitung virologischer Erkenntnisse hinzu, die es den Studierenden fast unmöglich macht, den aktuellen Forschungsstand bis zur Prüfung genau zu kennen. Deshalb möchten wir Sie bitten, auf die Fragestellungen mit direktem Bezug zu Covid19 in diesem Frühjahr zu verzichten und dies auch frühzeitig bekanntzugeben.

Sollte es nicht möglich sein, die entsprechenden Fragen aus dem zweiten Staatsexamen auszugrenzen, sollte berücksichtigt werden, dass es sich dabei um neue, ungewohnte Fragestellungen handelt, zu denen es bisher wenig Fachliteratur zur Vorbereitung gibt, sodass eine erhöhte Durchfallquote angenommen werden kann – wie bereits bei der Einführung des Hammerexamens. Aus diesem Grund möchten wir Sie bitten, sollten die Fragen als Bestandteil von M2 aufrechterhalten werden, die Bewertung der Prüfung entsprechend anzupassen.

Da eine Verschiebung der M3-Prüfungstermine nach der ärztlichen Approbationsordnung bis Ende Juni 2021 möglich wäre, möchten wir Sie außerdem bitten, das Gespräch mit den Landesprüfungsämtern zu suchen und sich für möglichst späte Prüfungstermine einzusetzen, damit zwischen M2 und M3 ca. zehn Wochen liegen.  Wie bereits zu Beginn der Pandemie sollte der Umfang des dritten Abschnitts der ärztlichen Prüfung mit Rücksicht auf die epidemische Lage und die Zusatzbelastung für die Studierenden auf einen Tag gekürzt werden.

Wir hoffen sehr, dass Sie die Interessen von uns Medizinstudierenden berücksichtigen können. Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Anna Finger und Philip Simon
Vorsitzende der Ausschuss „Medizinstudierende im Hartmannbund“

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