Pohle fordert einfache, schnelle und effektive Impfstrategie

Mit großer Verwunderung hat der Vorsitzende des Hartmannbundes in Brandenburg Dr. Hanjo Pohle den letzte Woche von der Brandenburger Landesregierung beschlossenen Aufbau von sieben weiteren Impfzentren bis Ende Februar 2021 zur Kenntnis genommen. Darauf hatten sich Ministerpräsident Dietmar Woidke und Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher mit den Landkreisen und kreisfreien Städten des Landes Brandenburg am vergangenen Mittwochabend per Videokonferenz verständigt. „Es ist schon mutig und auch ein wenig sportlich, wenn man in Zeiten der Impfstoffknappheit auf weitere, nun mehr 18 statt 11 Impfzentren setzt. Schließlich können zur Zeit noch nicht einmal die drei sich am Netz befindlichen Zentren mit ausreichend Impfstoff beliefert werden.“ Statt personelle und finanzielle Ressourcen zu bündeln und die vorhandenen Strukturen der ambulanten Gesundheitsversorgung zu nutzen, würden nun Zeit, Personal und Administration dahingehend gebunden, neue Strukturen zu kreieren, die niemand in dieser Ausprägung benötigt.

Pohle erläutert: „Eine Grundregel für die erfolgreiche Bewältigung von epidemischen und anderen Notlagen besteht doch darin, vorhandene Gegebenheiten und Strukturen zu nutzen, weil dies eben Zeit und Kapazität spart.“ Die in diesem Sinne naheliegendste Lösung liege folglich auf der Hand: anstatt Ärzte aus ihren Praxen abzuziehen, um sie in Impfzentren einzusetzen, sollten sie dort belassen werden, wo sie impfen und in der Regelversorgung arbeiten könnten. „Wenn beispielweise nur ein Drittel der ca. 1.600 in Brandenburg praktizierenden Hausärztinnen und Hausärzte sich engagiert an den Impfungen

beteiligen und 100 Impfungen pro Woche durchführen würden, wären in einer Woche 50.000 Bürgerinnen und Bürger aus der Risikogruppe geimpft. Zumal es für die meisten Hausärzte keinen übermäßigen Aufwand darstellen würde – Impfungen zu organisieren und durchzuführen ist vielmehr Teil ihres Praxisalltags. Übrigens schätze ich die Impfwilligkeit aus Gesprächen in der Ärzteschaft deutlich höher als ein Drittel ein“, äußert sich der Rathenower Allgemeinmediziner weiter.

Für diese Lösung spräche weiterhin, dass sie keine großen Fahrten zum Impfzentrum mit vermehrten Sozialkontakten quer durch den Landkreis erfordere, keine überlastete 116117-Rufnummer und auch keinen Impftourismus. Daneben könnten Zeit und Mittel gespart werden, die für die Errichtung weiterer Impfzentren unwiederbringlich verloren gehen. „Einfach, schnell und effektiv – das sollte die Devise sein“, macht Pohle deutlich.

Im Anschluss ging der Brandenburger Hartmannbund-Landesvorsitzende noch auf die Umsetzbarkeit der von ihm angeregten Vorgangsweise ein: „Wenn jeder Landkreis eine entsprechende Kühleinheit bekäme, die an einem sicheren Ort wie einem Polizeirevier oder dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) untergebracht wäre, könnte jede impfwillige Praxis jeden Montag ohne große Wege mit dem Vakzin versorgt werden, wo es dann fünf Tage im Praxiskühlschrank lagern könnte.“ Dabei werde das Impfregime durch die Tatsache, dass das verdünnte, fertige Biontech-Präparat – die eigentliche „Impfstoffspritze“ – bis zu sechs Stunden haltbar sei, erleichtert. Dies habe kein geringerer als Jens Spahn am vergangenen Samstag bestätigt und daraus gefolgert, dass die Bundesländer ihre Impfkampagnen nun flexibler organisieren könnten, wie Pohle unterstreicht und ergänzt: „Auch wenn diese Information zur Haltbarkeit des Vakzins bereits aus der aktuellen Packungsbeilage des Herstellers hervorgeht, sehe ich diese Aussage aus dem Munde des Bundesgesundheitsministers als Ermutigung, den von uns vorgeschlagenen Weg von Impfungen in den Praxen endlich ernsthaft in Erwägung zu ziehen“.

Abschließend forderte Pohle an die Adresse der Brandenburger Landesregierung: „Nach Abwägung dieser Argumente sollte die Impfstrategie des Landes Brandenburg zur Bewältigung der Coronapandemie dringend angepasst werden – es zählt jeder Tag!“