Pohle fordert Inflationsausgleich für Praxen und Diskussion über Streikrecht als nächste Schritte

Die in dieser Woche stattfindende, vom Hartmannbund Brandenburg angeregte Protestwoche zeigt Wirkung, stellt der Vorsitzende des Verbandes, Dr. Hanjo Pohle fest. „Und das ist nicht verwunderlich, ist sie doch Ausdruck dafür, dass Ärztinnen und Ärzte nicht alles über sich ergehen lassen wollen. Die letztlich desaströse Schiedsamtsentscheidung zum Orientierungspunktwert hat vielen Vertragsärzten klargemacht, was die sogenannten Sozialpartner von den Bemühungen der ambulant tätigen Kolleginnen und Kollegen halten. Nämlich gar nichts. Das Angebot einer Nullrunde lässt nun dem letzten Arzt bewusst werden, dass die staatlich verordneten Regulationssysteme zunehmend versagen“, äußert sich der Rathenower Allgemeinmediziner.

Während in der Wirtschaft Preis-, Lohn- und Energiekostensteigerungen an die Kunden weitergegeben werden könnten, sei dies in Arztpraxen nicht der Fall. In allen anderen Belangen unterlägen die Arztpraxen jedoch dem Markt, sie könnten also letztlich nur mit Einkommensverlust, Entlassungen und Reduktion der Tätigkeit auf steigende Kosten reagieren. Das unterscheide das Wirtschaftsunternehmen Arztpraxis von anderen Formen marktwirtschaftlicher Akteure. Bei Ausblendung dieses einfachen Mechanismus werde es Versorgungsverschlechterungen bis zur Aufgabe und Schließung von Praxen geben.

In Hinblick auf den zuletzt diskutierten Inflationsausgleich für Kliniken fordert Pohle, auch Arztpraxen in einen solchen Schutzschirm einzubeziehen. Darüber hinaus müsse eine offene Diskussion über die Wiedereinführung des Streikrechts für Vertragsärztinnen und -ärzte geführt werden. „Um unseren Patienten auch weiterhin hervorragende Medizin anbieten zu können müssen, wie bei den ebenfalls als Wirtschaftsunternehmen fungierenden Krankenhäusern geplant, auch Praxen so unterstützt werden, dass sie überleben können. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, muss auch neu über das Streikrecht im ambulanten Sektor nachgedacht werden, da die Balance der Regulationssysteme nicht mehr vorhanden ist und die Ärzteschaft sich vielfach wehrlos sinnfreien Kürzungen und Umsatzverlusten gegenübersieht – und das bei steigender Inanspruchnahme der ambulanten ärztlichen Kompetenz“, äußert sich der Brandenburger Hartmannbundvorsitzende abschließend.