Die Kritik aus den Reihen der Ärzteverbände an der zum 1. Januar 2021 beschlossenen Punktwertanhebung um 1,25 Prozent reißt nicht ab. Deutliche Worte findet auch der Vorsitzende des Hartmannbundes in Brandenburg, Dr. Hanjo Pohle. „Dieser Honorarabschluss ist eine Schande. Während Politik und Kostenträger bei den Kliniken und beim Öffentlichen Gesundheitsdienst Milliarden locker machen, sollen wir niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit einer Punktwertanhebung unterhalb der Inflationsrate abgespeist werden. Das zeigt, wie herabwürdigend die am Ergebnis beteiligten Akteure mit einer Berufsgruppe umgehen, die einen wesentlichen Anteil an der Bewältigung der Pandemiekrise hat und deren Leistungsfähigkeit den entscheidenden Unterschied im Vergleich zu anderen Industriestaaten macht“, sagte der Rathenower Allgemeinmediziner.
Mit diesem Verhandlungsergebnis, das wie in den vergangenen Jahren deutlich unterhalb der Teuerungsrate liege, sei zum wiederholten Male eine Schmerzgrenze überschritten. Pohle stellt klar: „Offenbar steckt hier System dahinter: auf der einen Seite werden Leistungen eingefordert, die auf der anderen Seite jedoch nicht refinanziert werden. Das Prinzip eines vernünftigen Interessenausgleiches der an der Versorgung der Patienten beteiligten Ärzteinnen und Ärzte mit den Krankenkassen wird damit faktisch für null und nichtig erklärt – doch dies scheint den beteiligten Akteuren auf Seiten der Gesetzlichen Krankenkassen völlig gleichgültig zu sein.“
Letztlich sei der Honorarabschluss ein Affront anstelle eines Dankes dafür, dass die Vertragsärzteschaft die vorderste Front in der Coronaabwehr bilde und damit neben dem erhöhten Infektionsrisiko auch zusätzliche Belastungen auf sich nehme. „Dieses Ergebnis muss dringend nachverhandelt werden – es sei denn, die Kostenträger wollen die Ärzteschaft auf ihre Rolle als reine Leistungserbringer im Sinne des SGB V entsprechend der WANZ-Kriterien wirtschaftlich, ausreichend, notwendig und zweckmäßig reduzieren. Wenn die Krankenkassen mit diesem Honorarabschluss rüberbringen wollten, dass zusätzliches Engagement, Praxistätigkeiten über 25 Stunden wöchentlich und Leistungen, die die Vertragsärzteschaft tagtäglich darüber hinaus durch ihren Ehrencodex und menschliche Verpflichtungen erfüllt, nicht erwünscht sind, kann ich nur sagen ‚Die Botschaft kam an‘“, teile Pohle abschließend mit.