Pohle: Nachbesserungen bei der Finanzierung im ambulanten Bereich erforderlich

In den vergangenen Tagen wurde von führenden Regierungspolitikern wiederholt auf die wichtige Rolle des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) hingewiesen. Der Hartmannbund Brandenburg begrüßt die längst fällige Aufmerksamkeit des ÖGD durch die Politik, fordert jedoch, die Leistungen der anderen Ärztinnen und Ärzte bei der Bewältigung der Coronapandemie nicht aus dem Blick zu verlieren. Diese sei ein echtes Teamwork gewesen zwischen den Ärztinnen und Ärzten im ambulanten Sektor, die 90 Prozent aller Coronapatienten behandelten und mit den Coronatests in den Praxen nebenbei auch den ÖGD unterstützten – und den Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken, die sich so auf die Behandlung der schweren Covid-19-Fälle konzentrieren konnten.

Der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes Dr. Hanjo Pohle erklärt: „Wenn Gesundheitsminister Jens Spahn den ÖGD als Herzstück der Pandemiebekämpfung bezeichnet, wird niemand widersprechen. Offenbar bedurfte es, nachdem die Kolleginnen und Kollegen vom ÖGD jahrzehntelang von den politischen Entscheidungsträgern mit sich und den wachsenden Problemen alleingelassen und stiefmütterlich behandelt worden sind, aber erst einer solchen Krise, um die notwendige Aufmerksamkeit der Politik zu erzeugen.“ Der Hartmannbund habe sich bereits seit Jahren für eine faire Vergütung der Kolleginnen und Kollegen im ÖGD stark gemacht, jetzt gelte es, die vorgesehenen Mittel in Milliardenhöhe endlich für einen eigenständigen Tarifvertrag zu nutzen – nur so könne überhaupt ärztlicher Nachwuchs in diesem Bereich gewonnen werden.

Gleichwohl sei die Rede vom ÖGD als Herzstück der Pandemiebekämpfung nur ein Teil der Wahrheit. „Auch die anderen Arztgruppen leisteten und leisten einen bedeutenden Beitrag. Der Großteil, etwa 90 Prozent aller Coronafälle, wird dabei von der niedergelassenen Ärzteschaft und deren angestellten Kolleginnen und Kollegen in MVZ’s diagnostiziert, therapiert und betreut. Darüber hinaus übernimmt der ambulante Sektor jeden Tag freiwillig Testungen von Reiserückkehrern, Lehrern und Kita-Mitarbeitern – und das zusätzlich zu seinen Versorgungsaufgaben.“

Hier erhoffe sich der Rathenower Allgemeinmediziner, dass die Ärztinnen und Ärzte, die durch die Versorgung von Covid19-Patienten Tag für Tag einem erhöhten Infektionsrisiko und zusätzlicher Arbeitsbelastung bei der Übernahme staatlicher Aufgaben ausgesetzt sind, mehr Wertschätzung und Unterstützung durch die Politik, gepaart mit greifbaren Subventionen. „Wenn unter anderem Kassenärztliche Vereinigungen zunehmend Probleme haben, die erheblichen zusätzlichen Kosten für Schutzausrüstungen und weitere außergewöhnliche Maßnahmen wie Testzentren von Krankenkassen refinanziert zu bekommen, brauchen sich die politisch in Verantwortung stehenden nicht zu wundern, dass die Beurteilungen der ambulanten Kollegen über die Bewältigungsstrategien des Gesundheitsministeriums zur Pandemiebekämpfung etwas differenzierter ausfallen“, erklärte Pohle abschließend.