Pohle regt Nachbesserungen bei der Impfstrategie an

Der Landesverband Brandenburg im Hartmannbund regt dringend ein Umdenken bezüglich der Impfstrategie im Land Brandenburg an. Die zur Zeit favorisierte zentrale Impflösung mit dem Fokus auf Impfzentren werde nicht zur schnellen Durchimmunisierung der vulnerablen Bevölkerungsgruppen führen, so der Vorsitzende Dr. Hanjo Pohle.

Pohle erklärt dazu: „75 Prozent aller 200.000 über 80-jährigen Brandenburger Senioren leben in häuslicher Umgebung mit entsprechender Betreuung. Der strapaziöse Weg in ein paar über das ganze Land verteilte Impfzentren ist für diese hoch gefährdeten Bürgerinnen und Bürger mit multimorbider Grundstruktur und körperlichen und kognitiven Einschränken keine angemessene Lösung. Dies zu glauben, ist jedenfalls völlig illusorisch.“

Stattdessen schlägt Pohle vor, verstärkt auf eine dezentrale ambulante Impfstrategie in Hausarzt- und größeren Versorgerpraxen bzw. Einrichtungen zu setzen. Dies könne sofort umgesetzt werden, sofern eine entsprechende Zuteilung des vorhandenen Impfstoffs erfolgen würde. „Das Argument, dass aufgrund der erforderlichen Kühlung des Biontech-Vakzins auf Minus 70 Grad die Verimpfung nur in speziellen Zentren mit entsprechender Ausstattung und Logistik erfolgen kann, ist unrichtig und führt letztendlich zur Verzögerung bei der Durchimmunisierung. Ein Blick in den Beipackzettel hingegen zeige, dass die ungeöffnete und noch nicht verdünnte Durchstichflasche nach dem Herausnehmen aus dem Gefrierschrank bis zu 5 Tage bei 2 °C bis 8 °C und bis zu 2 Stunden bei Temperaturen bis 30 °C gelagert werden könne. Somit könne der Impfstoff fünf Tage in jeder Arztpraxis gelagert werden, denn Kühlschränke zählten laut Pohle zur Grundausstattung. „Selbst für die eigentliche Verimpfung des verdünnten, fertigen Präparates hat man laut Herstellerangaben noch bis zu sechs Stunden Zeit, bei Temperaturen von 2 bis 30 Grad Celsius. Es wäre also durchaus möglich, am Montag 500 Hausarztpraxen mit je 100 Impfdosen zu beliefern, dann könnten in den nächsten fünf Tagen 50.000 ältere Bürgerinnen und Bürger mit wenig logistischem Aufwand geimpft sein“, veranschaulicht der Rathenower Allgemeinmediziner.

Darüber hinaus sei auch eine aufsuchende Tätigkeit per Hausbesuch mit diesem Impfstoff durchaus machbar. Ein weiterer Vorteil sei zudem, dass die Praxen vor Ort „ihre Impfwilligen“ kennen würden und auch das Terminmanagement besser organisieren könnten, als es über eine zentrale und unter der Last tausender Anrufe zusammenbrechender Telefonnummer wie der 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg möglich sei.

Pohles Fazit: „Gerade in einem Flächenland wie Brandenburg sind Impfzentren mit ihrem dahinter stehenden exorbitanten Aufwand bei Logistik und Organisation nicht die optimale Lösung, wenn das Ziel eine schnelle Durchimmunisierung der Bevölkerung ist“. Dies zeige nicht zuletzt die geringe anfängliche Immunisierungsrate im Vergleich zu anderen Bundesländern. Nur eine schnelle Durchimmunisierung könne Entspannung in der Pandemiebekämpfung bringen mit allen Vorteilen zur Rückkehr ins normale gesellschaftliche Leben. „Dies könnte durch eine veränderte Impfstrategie mit dem vorliegenden Covid-Impfstoff von Biontech schon heute möglich gemacht werden“.