Pohle: Überzogener Aktionismus und unnötig

Der Hartmannbund Brandenburg unterstützt vehement die Aussage des Präsidenten der Landesärztekammer Brandenburg, Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, dass Impfungen aus bewährten Gründen in ärztlicher Hand zu verbleiben haben und nicht wie politisch beabsichtigt und im Infektionsschutzgesetz festgelegt in Apotheken erfolgen sollen. Der Vorsitzende des Brandenburger Hartmannbundes, Dr. Hanjo Pohle, erläutert: „Das Verabreichen von Impfungen – das übrigens nach geltender Rechtslage immer noch den Tatbestand der Körperverletzung erfüllt – erfordert inhaltsreiche Kenntnisse, die nur in einem Medizinstudium zu erwerben sind und setzt darüber hinaus noch im günstigen Fall jahrelange Erfahrung voraus. Der politische, völlig überzogene Aktionismus des angeblichen niederschwelligen Impfens inauguriert die Empfindung, dass jede und jeder impfen kann –  und Impfen völlig harmlos sei. Diese Einstellung kann man nicht anders bezeichnen als regelrecht fahrlässig und respektlos gegenüber dem Recht der Patienten, eine impfkundige Person anzutreffen, welche beim Impfen weiß, was sie tut und auch gegebenenfalls schwerwiegende Komplikationen wie Anaphylaxie erfolgreich beherrschen kann. Bei allem Respekt vor ihrer Ausbildung – wer glaubt, dass Apotheker in einem Crashkurs in puncto Impfen in wenigen Stunden die gleichen Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt bekommen können wie Ärzte in jahrelanger Ausbildung, handelt realitäts- und praxisfern!“

Diese völlig absurde politische Idee gehöre wahrlich nicht zu den Sternstunden des Pandemiemanagements durch die Politik. Des Weiteren würden durch diese politische Intervention das Jahrzehnte lang gute Verhältnis der verwandten Heilberufekammern einschließlich der Apothekerkammer auf eine harte Zerreißprobe gestellt, deren Ausgang völlig offen wäre, wenn es wirklich zu flächendeckenden Impfungen durch Apotheker käme. Auch wäre die bisherige und bewährte Abgrenzung zwischen den Heilberufen grundsätzlich in Frage gestellt. „Wenn nun Apotheker impfen dürfen, ohne eine ärztliche Ausbildung genossen zu haben, warum sollte nicht umgekehrt ein Arzt dem Patienten auch ein Medikament herausgeben können, das er ihm verschrieben hat? Es gibt Situationen, wo dies durchaus sinnvoll und auch praktisch wäre, etwa bei Notfällen oder im ländlichen Raum, wo es wenig Apotheken gibt. Zudem könnte politisch kaum gegen die Einführung des Dispensierrechts für Ärzte argumentiert werden. Schließlich ging es bei der Begründung von Schutzimpfungen durch Apotheker im Kern um die Niederschwelligkeit für den Patienten – dieses Argument wäre beim ärztlichen Dispensierrecht genauso erfüllt, da der Gang in die Apotheke entfallen würde. Dass sich durch die Einführung des ärztlichen Dispensierrechts manche Probleme mit dem eRezept von selbst erledigen würden, sei hier nur am Rande erwähnt“, macht der Rathenower Allgemeinmediziner klar.

Generell sei es wünschenswert, mehr politische Weitsicht in der Folgeabschätzung von Maßnahmen an den Tag zu legen. Das Impfen in Apotheken habe ein Potential für gesellschaftliche Kollateralschäden, das die potentiell Betroffenen nur kopfschüttelnd zurücklasse. „Wir können nur hoffen – und aus ärztlicher Sicht auch erwarten – dass Apotheker dieser sich ihnen bietenden Möglichkeit eine Absage erteilen und auch Patienten von Impfungen durch Nichtmediziner abraten werden. Denn eines ist auch unter den jetzigen Pandemiebedingungen sicher: Die Impfungen in Apotheken sind unnötig, da es genügend ärztliche Kompetenz und Kapazität gibt und die Mediziner mittlerweile auch ausreichend mit Impfstoff versorgt sind.“