Pohle: Vorhaben offenbart mangelnden Realitätssinn

Am Montag hat sich die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) unter anderem dafür ausgesprochen, Apotheker und Zahnärzte in die Coronaimpfkampagne einzubeziehen. Für den Vorsitzenden des Hartmannbund Landesverbandes Brandenburg Dr. Hanjo Pohle ist dieses Vorhaben problematisch: „Bisher waren wir mangelnden Realitätssinn ja nur vom Spahnschen Bundesgesundheitsministerium gewöhnt, aber nun stellen auch die Gesundheitsminister der Länder die Problemfelder auf den Kopf. Wir haben nicht zu wenig impfende Akteure – wie Ärztinnen, Ärzte und deren Praxispersonal – sondern nicht genügend Impfstoff. Bestellmengen werden permanent gekürzt und wir werden auf Alternativen verwiesen, die in den Praxen aber schlechter handhabbar sind. Wenn nun mehr Teilnehmer um begrenzte Impfstoffressourcen konkurrieren, erhalten die Arztpraxen noch weniger Vakzin als bisher und entsprechend wird uns nichts übrigbleiben, als viele unserer Patienten wieder einmal zu vertrösten und ungeimpft nach Hause zu schicken.“

Aus Sicht des Rathenower Allgemeinmediziners stellt die aktuelle Kurskorrektur erneut keine Sternstunde in der Pandemiebekämpfung dar. Ebenso wie die im novellierten Infektionsschutzgesetz geregelte tägliche Testpflicht in Kliniken und Praxen, die – mitsamt der impliziten Unterstellung, die dortigen Tätigen seien Infektionstreiber – glücklicherweise von den Ländern durch Nichteinhaltung kassiert wurde, „schreit dieses Vorhaben regelrecht nach Widerrufung“, so Pohle weiter.

„Angesichts der hohen Infektionszahlen kommt es vor allem darauf an, die noch nicht Geimpften zu motivieren und alles, was den Impfprozess verlangsamt, zu beseitigen. Wir brauchen endlich ein bürokratiearmes Impfen. Wir fordern zudem eine klare Positionierung der GMK gegenüber den Vertragsarztpraxen, die 90 Prozent der Betreuung von Covid-19 Patienten leisten und auch die Impfkampagne stemmen könnten, wenn sie genügend Vakzin erhalten würden. Daneben fordern wir eine sofortige Coronaprämie für alle Mitarbeitenden in coronarelevanten Versorgungsbereichen. Hierzu würden wir gerne Vorschläge der GMK hören und ansonsten bitte von weiteren unsinnigen Maßnahmen wie aktuell der Fall verschont bleiben, damit die Impfkampagne endlich mehr Fahrt aufnehmen kann“, macht der Brandenburger Hartmannbund-Vorsitzende abschließend klar.