Reinhardt: Kassen dürfen sich nicht aus der Versorgungsrealität verabschieden

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, hat mit Blick auf die morgen zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem Spitzenverband der Krankenkassen geplante Fortsetzung der Honorarverhandlungen für 2022 die Kassen aufgefordert, ihre „Nullrunden-Mentalität“ aufzugeben und den Ärztinnen und Ärzten in den Praxen ein realitätsbezogenes Angebot zu machen. „Angesichts eines aktuellen Rekordwertes der Inflationsrate, steigender Hygienekosten und nicht zuletzt nach wie vor immenser Betriebskosten ist eine solche Haltung inakzeptabel“, sagte Reinhardt.

Ein noch immer viel zu wenig beachteter Faktor sei in diesem Zusammenhang der längst auf dem gesamten Arbeitsmarkt entbrannte Konkurrenzkampf um qualifiziertes Personal. „Auch wenn wir es für völlig angemessen halten, dass die Medizinischen Fachangestellten (MFA) in den Vertragsarztpraxen über die nächsten drei Jahre Erhöhungen im zweistelligen Bereich – bezogen auf die bisherigen Tarifgehälter – erhalten, so darf man diesen Aspekt nicht ausblenden, wenn es um die wirtschaftliche Situation der Kolleginnen und Kollegen geht. Eine damit verbundene Ausgabensteigerung beim größten Betriebskosten-block ist von den Vertragsarztpraxen allein schon im ersten Jahr ohne eine entsprechende Honoraranpassung nicht abzufangen.“ Die Kliniken, in denen die Pflege inzwischen außerhalb der DRG separat vergütet werde, seien diesbezüglich in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Reinhardt appellierte an die Kassen, sich nicht aus der Versorgungsrealität zu verabschieden, sondern ihrer Verantwortung gerecht zu werden.