Von Brüssel bis Bad Segeberg: Ärzteverband blickt auf die mögliche Zukunft europäischer Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

Die Dialogveranstaltung der Hartmannbund Landesverbände Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern widmete sich unter dem Motto „Die Strahlkraft der europäischen Gesetzgebung auf das ärztliche Handeln“ den drängenden Fragen, die sich Ärztinnen und Ärzte in näherer Zukunft stellen werden. Darunter: Wie wirkt sich der Europäische Datenraum für Gesundheitsdaten (EHDS) auf den ärztlichen Alltag aus? Wie informieren sich Ärztinnen und Ärzte, Praxen sowie Kliniken; welches Mitspracherecht und welcher Gestaltungsspielraum stehen ihnen zur Verfügung?

„Wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen fühle ich mich ganz klar als Europäer,“ erläutert der Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein, Dr. Mark-Fabian Tobis (FEBO). Ihm sei wichtig, nicht von vornherein nur skeptisch nach Brüssel zu blicken. Er betont: „Europäische Regelungen betreffen uns alle, bis in die kleinste Praxis. Wir wollen gemeinsam mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen Prozesse der europäischen Gesetzgebung verfolgen – und mitgestalten.“ Mehr Mitgestaltung wünscht sich auch Bernd Helmecke, Vorsitzender des Hartmannbund Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern: Er sieht den Bund in der Pflicht, sich noch deutlicher für die Interessen Deutschlands in Europa einzusetzen. „Das deutsche Gesundheitssystem ist mit den meisten anderen in Europa nicht vergleichbar. Wir müssen darauf achten, dass Entscheidungen aus Brüssel auch für uns praktikabel und sinnhaft umgesetzt werden können – sonst verlieren wir langfristig den Anschluss,“ mahnt Helmecke.

Der neue Plenarsaal der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein in Bad Segeberg bildete den Ausgangspunkt für die virtuelle Reise in Richtung Europa. Den ersten Schritt machte das Grußwort von Herrn Dr. Grundei, Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Gesundheit in Schleswig-Holstein, gefolgt von einem Impulsvortrag zu aktuellen Themen des deutschen Gesundheitssystems von Simone Borchardt (MdB).

Sten Beneke, der das Büro der Kassenärztlichen Bundesvereinigung in Brüssel leitet, nahm den EHDS zum Anlass, grundsätzliche Einblicke in die Zuständigkeiten und Vorgänge europäischer Gesetzgebungsverfahren zu geben. Darauf aufbauend erläuterte Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein, nicht nur die Herausforderungen, die etwa mit Fragen des Datenschutzes auf das deutsche Gesundheitssystem zukommen, sondern auch die Chancen, die die europäische Zusammenarbeit bietet: So könnten gemeinsame Plattformen beispielsweise bessere Therapien für Patienten sowie eine höhere Arbeitszufriedenheit für medizinisches Personal in Kliniken mit sich bringen.

In der Betrachtung des ärztlichen Alltags zeigt sich, dass viele dieser Aspekte die Notwendigkeit einer zügigen, verlässlichen und unbürokratischen digitalen Transformation unterstreichen: Damit Prävention, Versorgung und Forschung vom europäischen Zusammenspiel profitieren, müssen entsprechende Infrastrukturen und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das würde den Weg für eine der zentralen Thesen ebnen, die in Bad Segeberg geäußert wurden: „Europa kann auch Spaß machen“.