Vosloo sieht Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen

In Berlin sind mehr als 300.000 Menschen von Long-COVID betroffen und weitere rund 110.000 Personen leiden unter Post-COVID-Syndromen, wie auf einem gestern veranstalteten Fachgespräch der gesundheitspolitischen Sprecher:innen des Berliner Senats, der wissenschaftlichen Leiterin der Fortbildungsreihe des Charité Post-COVID-Netzwerks und einem Vertreter des Long-COVID-Netzwerk der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin und weiteren Expert:innen verlautet wurde. Die Vorsitzende des Hartmannbund Landesverbandes Berlin, Miriam Vosloo, sieht als wesentliche Erkenntnis, dass weder die Versorgung der aktuell vorhandenen noch der zukünftig zusätzlich erwarteten Patient:innen befriedigend gelöst ist und sieht dringenden Handlungsbedarf. „Dieser muss auf drei Ebenen ansetzen: der Erarbeitung einer ärztlichen Qualifizierungskampagne auf breiter Basis, der Lösung noch offener Fragen bezüglich der Vergütung der Long- bzw. Post-COVID-Versorgung sowie der Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für niedrigschwellige Informationen die Versorgung dieser Patient:innen betreffend“, äußert sich Vosloo.

Ziel einer derartigen Qualifizierungskampagne sei es, die Long- und Post-COVID-Patient:innen versorgenden Ärzt:innen zu schulen, um eine qualifizierte Erstversorgung gewährleisten zu können, bevor eine Weiterbehandlung in nachgelagerten Versorgungsebenen erfolge. Innerhalb der Ärzt:innenschaft sei das Wissen zur Behandlung dieser Patient:innen noch sehr heterogen verteilt, und die bisher angebotenen Fortbildungen wie etwa jene der Charité würden insgesamt zu wenig genutzt. Um den bestehenden und zukünftig zu erwartenden Versorgungsbedarf der Berliner Bevölkerung stemmen zu können, müsse das Fortbildungsangebot jedoch dringend auf eine breitere Basis gestellt werden.

„Was die Frage der Vergütung betrifft, ist hier insbesondere an die zur Zeit noch unzureichende Abbildung der oftmals aufwendigen und durch wiederholte Gespräche gekennzeichnete Behandlung von Long-COVID-Patient:innen zu denken. Hier wäre es sinnvoll, wenn sich die Akteur:innen aus der Kassenärztlichen Vereinigung bzw. Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit den ambulant tätigen Ärzt:innen zusammen setzen und Lösungen erarbeiten. An die Adresse der Politik appellieren wir, eine telefonische Krankschreibung zumindest für diese Patient:innen weiter zu ermöglichen, für die ein Besuch bei Ärzt:innen aufgrund respiratorischer Probleme oft mit großen Mühen und Erschöpfung verbunden ist“, teilt Vosloo weiter mit.

Zum letzten Punkt führte die Berliner Hartmannbund Landesvorsitzende aus, dass viele Ärzt:innen oft dringliche Fragen im Zusammenhang mit der Patient:innenbehandlung hätten, für diese jedoch keine Ansprechpartner:innen zur Verfügung stünden bzw. diese mühsam recherchiert werden müssten. „Daher wäre es sinnvoll, hier eine einheitliche Anlaufstelle zu schaffen, die schnell und unbürokratisch weiterhelfen kann, etwa bei Fragen zu Diagnostik, Therapie oder zu Besonderheiten der Verschreibung. Gerade aufgrund der Dimension von Long- bzw. Post-COVID und der damit einhergehenden gesamtgesellschaftlichen Herausforderung ist in diesem Punkt auch die ganze Gesellschaft, insbesondere die Landes- und Bundespolitik angesprochen“, äußert sich Vosloo abschließend.